Versuchter Mord auf dem Campingplatz: Streit um Schärfe der Sauce eskaliert

München - Dass es im Streit um so banale Dinge wie das TV-Programm, ein Handyvideo oder einen Einkaufswagen zu blutigen Auseinandersetzungen, ja zu Mord und Totschlag kommen kann, ist bekannt. Jetzt hat in München ein Prozess wegen versuchtem Mord begonnen, der das Spektrum der absurden Anlässe für Bluttaten noch erweitert: Ein Streit um die Sauce für ein Fleischgericht endete für den Koch mit vier Messerstichen und -schnitten im Rücken.
Drei Bekannte campen - Streit um Schärfe der Sauce
Angeklagt ist der 52-jährige Heinrich S., der seinen Bekannten am 25. Januar schwer verletzt haben soll. Das Opfer (46) hatte laut Anklage in dem Obermenzinger Campingwagen des Angeklagten das Abendessen für sich, Heinrich S. und einen weiteren Bekannten gekocht. Der 46-Jährige erklärte den anderen, dass er die Sauce nicht scharf würzen wolle. Die anderen könnten ja nachwürzen, wenn sie mögen.
In diesem Moment habe Heinrich S. scharfe Sauce genommen und in den Topf geleert. Die beiden Männer beleidigten sich daraufhin gegenseitig. Der 46-Jährige habe dem Angeklagten dann Watschn verpasst und ihn aufs Bett geschubst.
Mann sticht von hinten auf Bekannten ein
Für ihn war die Auseinandersetzung beendet, er drehte sich um und wollte seine Jacke nehmen, um den Campingwagen zu verlassen. Diesen Moment habe Heinrich S. genutzt, um sich ein Küchenmesser zu greifen und von hinten auf sein Opfer einzustechen.
Die Ankläger gehen von Heimtücke und niederen Beweggründen - und deshalb von Mord aus. Heinrich S. habe sich für die Beleidigungen rächen wollen. Die Klinge drang durch das Schulterblatt des Opfers, öffnete aber zu seinem Glück nicht den Brustkorb.
Das Opfer stürzte zu Boden, Heinrich S. ließ nicht von ihm ab, sondern versuchte weiter auf den Koch einzustechen, der sich aber wehren konnte. Als der dritte Mann die Schreie hörte, kam er dem 46-Jährigen zu Hilfe und entwand Heinrich S. das Messer.
Angeklagter sagt nichts zu den Vorwürfen
Was sagt der Angeklagte zu den Vorwürfen? Vorerst nichts. Er habe letzte Nacht nicht geschlafen, weil er seine Schlaftabletten abgesetzt hatte. Tatsächlich sinkt sein Kopf immer wieder auf die Bank vor ihm.
Das Opfer - als Nebenkläger im Prozess vertreten von Anwältin Heidi Pioch - berichtet am Donnerstag als Zeuge von psychischen Problemen seit dem Vorfall. Er habe Angst vor einer erneuten Attacke von hinten, drehe sich deshalb immer wieder unwillkürlich um.