Verstrickt ins Geschäft des Gatten?

Die Sozialministerin soll früher für Marketing und Vertrieb der wertvollen Modellautos zuständig gewiesen sein, die ihr Mann von Häftlingen anfertigen ließ. Sie will sich nicht dazu äußern
München Hat sie mitgemacht? Modellautos vertrieben und beworben, die ein psychisch Kranker während seiner Therapie gebaut hat? Ein Mörder, der drei Menschen auf dem Gewissen hat?
Christine Haderthauer sagt dazu nichts. Kein Kommentar. Auch über die fragwürdigen Geschäfte ihres Ehemanns mit dem Mörder Roland S. will sich die Sozialministerin nicht äußern. Roland S. hatte in Ansbach und in der geschlossenen Abteilung des Straubinger Bezirkskrankenhauses sündhaft teuere Modellautos konstruiert – sein Arzt damals: Hubert Haderthauer.
Den Kurs des Schweigens behält Christine Haderthauer auch weiterhin bei, obwohl sich jetzt herausgestellt hat, dass sie selbst offenbar sehr wohl in diese Geschäfte involviert war – allerdings vor ihrer Zeit als Ministerin.
Dr. Hubert Haderthauer ist inzwischen Leiter der Landgerichtlichen Dienststelle in Ingolstadt, ein vergleichsweise hoher Beamter. Seine berufliche Karriere als Psychiater begann er Mitte der 80er Jahre im Bezirkskrankenhaus Ansbach.
Dort, in der geschlossenen Abteilung, landete 1988 der psychisch kranke Dreifachmörder Roland S. Das Talent des Mannes (IQ 150), filigrane Modellautos von höchster Präzision zu konstruieren und zu bauen, weckte den Geschäftssinn Haderthauers. Den noch vorhandenen Unterlagen des Bezirkskrankenhauses zufolge führte er in dieser Zeit den Modellbau als Arbeitstherapie ein.
Die Autos, die auf Auktionen und Sammlerbörsen hohe fünfstellige Erlöse erzielen, vermarktete der Arzt über die Firma Sapor Modelltechnik, deren Gesellschafter er war.
Die Frage, ob es Verträge zwischen Sapor Modelltechnik und dem Bezirkskrankenhaus gab und ob Hubert Haderthauer eine Genehmigung für seine Nebenbeschäftigung hatte, beantworte eine Sprecherin der Klinik mit einem einzigen Wort: „Nein.“
Die nicht genehmigte Vermarktung der Modellautos lief auch dann noch weiter, als Haderthauer das Bezirkskrankenhaus verließ. Besuche von ihm bei Roland S. und Zahlungen der Firma Sapor Modelltechnik an die Klinik sind bis ins Jahr 2001 dokumentiert. „Die letzte Zahlung“, sagt die Sprecherin der Klinik, „erfolgte am 5. Januar 2001.“
Mit den nicht genehmigten und alles in allem eher undurchsichtigen Geschäften beschäftigte sich auch mehrmals der Bezirkstag. Der jetzige Fraktionssprecher der SPD erinnert sich an keine Einzelheiten – aber, dass es in den Sitzungen hitzig zugegangen sei und Ärger gegeben habe.
Unterlagen über geschäftliche Beziehungen der Firma Sapor Modelltechnik zum Bezirksklinikum wurden schon vor einiger Zeit dem ehemaligen Kulturamtsleiter Dieter Distl aus Neuburg an der Donau zugespielt.
Distl bestätigte der AZ, dass in den Akten auch der Name Christine Haderthauer auftaucht. Sie sei in die Geschäfte ihres Mannes eingebunden gewesen und wohl für Marketing und den Vertrieb der kleinen Edel-Flitzer zuständig gewesen.
Auch die Verlegung der „Modellbau-Therapie“ von Ansbach nach Straubing zu Beginn des neuen Jahrtausends änderte nichts am Engagement von Sapor Modelltechnik. Wie in Ansbach holte Haderthauer keine Genehmigung für seine Geschäfte ein. Das bestätigte die Regierung von Niederbayern, die ihn nur zur Klärung offener Fragen aufgefordert hatte.
Eigenen Angaben zufolge habe er sich 2008 aus der Firma Sapor Modelltechnik zurückgezogen, um seine zur Sozialministerin berufene Gattin keinen Interessenskonflikten auszusetzen. In Handelsregistern ist die Firma Sapor Modelltechnik nicht zu finden.
Eine Zeit lang zumindest wurde sie allem Anschein nach von seiner Privatadresse aus betrieben. Darauf deutet ein inzwischen gelöschter Telefonbucheintrag hin. Heinrich Sender, ein alter Bekannter der Haderthauers, übernahm die Firma nach eigenen Angaben für 20200 Euro. Auf die Frage, welche Rechtsform er für das Unternehmen gewählt habe, sagte er gestern zur AZ: „Ich habe sie sofort nach dem Kauf als Gewerbe angemeldet.“
Welche Rechtsform vorher bestanden habe, wisse er dagegen nicht. „Das hat mich auch nicht interessiert“, erklärte er.