Versinkt die Schranne im Sachsen-Sumpf?

Ein umstrittener Investor streckt die Hand nach der Halle am Viktualienmarkt aus. Derweil ist die Zwangsverwaltung beendet worden - obwohl die Probleme nicht gelöst sind.
von  Abendzeitung
Ramba-Zamba in der Schrannenhalle? Nicht wenn es nach der Stadt geht, die hier um 22 Uhr Ruhe haben möchte.
Ramba-Zamba in der Schrannenhalle? Nicht wenn es nach der Stadt geht, die hier um 22 Uhr Ruhe haben möchte. © dpa

MÜNCHEN - Ein umstrittener Investor streckt die Hand nach der Halle am Viktualienmarkt aus. Derweil ist die Zwangsverwaltung beendet worden - obwohl die Probleme nicht gelöst sind.

Verworrene Neuigkeiten von der krisengebeutelten Schranne: Die Halle steht nicht mehr unter Zwangsverwaltung. Und das, obwohl das Objekt immer noch mit mindestens 40 Millionen Euro Schulden belastet ist. „Die Deutsche Bank London als Gläubigerin hat den Antrag zurückgenommen. Die Hintergründe sind mir nicht erklärt worden“, sagt Anwalt Johannes Mauder, der seinen Job als Schrannen-Zwangsverwalter damit los ist. Davon unbenommen droht immer noch die Zwangsversteigerung. Warum das Ganze? Die Deutsche Bank London schweigt sich darüber aus. „Ich weiß, in München gibt es viele Gerüchte, die hochkochen“, erklärte ein Mitarbeiter dort bloß.

Und die hat auch ein Wechsel an der Spitze der „Schrannenhalle Verwaltungs-GmbH“ ausgelöst. Der neue Geschäftsführer ist der Leipziger Geschäftsmann Ralf Moritz. „Wir sind gerade in der Ausarbeitung für ein Konzept“, erklärt er. Wie er zu dem neuen Job kam? Will er nicht sagen. Was er für Interessen hat? „Ich dachte die Stadt München erhofft sich etwas von dem Projekt, da stelle ich private und persönliche Interessen gerne in den Hintergrund.“

Hinter vorgehaltener Hand erzählen gut informierte Kreise in München: Moritz ist nur die Vorhut aus Leipzig. Denn seit einiger Zeit bemüht sich der Leipziger Immobilienkönig Oliver Bechstedt darum, der neue Schrannen-Investor zu werden. Die beiden sollen schon im vergangenen Jahr Interesse an dem Objekt gezeigt haben. Offen plaudern wollen die Informanten, die das berichten, aber nicht.

Verhandlungen mit acht bis zehn Investoren

Dagegen erklärt Klaus Thannhuber, immer noch Geschäftsführer der Schrannenhallen GmbH & Co. KG, auf AZ-Anfrage: „Es gibt eine Gesellschaft, an der Oliver Bechstedt beteiligt ist – und die interessiert sich für die Schranne.“ Davon, dass das glücklose Objekt am Viktualienmarkt einen neuen Besitzer habe, sei man aber noch weit entfernt. „Wir sind in Verhandlungen mit acht bis zehn Investoren.“

Oliver Bechstedt – wer ist das? Wer den Namen googelt, erhält gleich als zweiten Treffer eine Internetseite zum Thema „Sächsischer Sumpf“. Die Korruptionsaffäre hatte 2007 für Schlagzeilen gesorgt. Von „mafiösen Strukturen“ war damals die Rede. Es gab Vorwürfe gegen Politiker, Juristen, Unternehmen und Polizisten. Die Süddeutsche Zeitung berichtete, der Name von Oliver Bechstedts Firma Megaron sei im Zusammenhang mit einem Leipziger Immobilienskandal in Akten des Sächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz aufgetaucht.

Der potenzielle Investor war schon im Kommunalreferat vorstellig

Der Bauunternehmer hat jetzt offenkundig die Schranne ins Visier genommen. Er selbst war für die AZ am Freitag nicht zu erreichen. Aber im Kommunalreferat wird bestätigt: „Auf Arbeitsebene hat er – wie viele andere auch – Interesse bekundet.“ Die Stadt hat das Grundstück, auf dem die Halle steht, in Erbpacht vergeben.

Derweil baut der Schrannen-Mieter Jürgen Lochbihler, dessen Vertrag bis Ende 2009 läuft, das Objekt weiter unbeirrt zur Eventlocation um. „Ich gehe davon aus, dass sich meine Investitionen lohnen.“ Man wird sehen.

Julia Lenders

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