Verschwundener Tankstellen-Chef: Der Appell der Eltern

Sylvia und Hans M. leben in Angst um ihren Sohn. Sie beschreiben ihn als Sonnyboy mit Bodenhaftung. An eine inszenierte Entführung glauben sie nicht: „Das würde er uns nie antun“.
von  Abendzeitung
Sylvia und Hans M. vor wenigen Tagen: Da dachten sie noch, ihr Sohn Peter sei entführt oder oder gar ermordet worden.
Sylvia und Hans M. vor wenigen Tagen: Da dachten sie noch, ihr Sohn Peter sei entführt oder oder gar ermordet worden. © AZ

Sylvia und Hans M. leben in Angst um ihren Sohn. Sie beschreiben ihn als Sonnyboy mit Bodenhaftung. An eine inszenierte Entführung glauben sie nicht: „Das würde er uns nie antun“.

MÜNCHEN Drei Fotos von ihrem Sohn liegen ausgebreitet vor Sylvia und Hans M. auf dem Wohnzimmertisch. Seit ihr Sohn Peter (48) verschwunden ist, machen die beiden eine schlimme Zeit durch. Die Blutspuren auf dem Porsche des Tankstellenbetreibers, die Fragen der Polizei, die Ungewissheit: All das setzt den Eltern zu.

In ihren Gesichtern ist die Verzweiflung erkennbar. „Es ist so unfassbar. Ich hatte immer Angst, dass so etwas einmal passieren könnte“, sagt Sylvia M. (69). Oft habe sie ihn gebeten, vorsichtig zu sein, wenn er die Tankstelleneinnahmen zur Bank bringt: „Aber er hat sich nie Sorgen gemacht und über meine Bedenken nur geschmunzelt.“

Peter M. hat ein sehr enges Verhältnis zu seinen Eltern. Sie beschreiben ihn als fleißig, hilfsbereit und sehr beliebt. „Bei Festen ist er immer derjenige, der die Gäste unterhält. Ein richtiger Sunnyboy“, sagt der Vater.

Außerdem habe der Sohn doch einen so bodenständigen Lebensstil: Er lebt zur Miete in einem Haus auf dem Land. Den weißen Porsche, den er sich gönnte, hatte er geleast. Den habe er nie direkt vor der Tankstelle stehen lassen, sondern in einer Seitenstraße. Protzerei lag ihm fern.

„Neider gibt es bestimmt“, sagt Hans M., „doch die sehen nicht, dass er für sein Geld jeden Tag zwölf Stunden arbeitet.“ Die Mutter sagt: „Reich wird man mit einer Tankstelle sowieso nicht.“

Vergangenen Freitag sprachen die Eltern das letzte Mal mit ihrem Sohn. Über eine Stunde unterhielten sie sich. „Wir sprachen über alltägliche Dinge“, erzählt Sylvia M. Der Sohn habe nie eine mögliche Bedrohung erwähnt oder sich seltsam verhalten.

Umso rätselhafter sei sein Verschwinden. Ihr Sohn sei seit zwei Jahren zum zweiten Mal verheiratet, erzählen die M.s, der erwachsene Sohn aus erster Ehe lebe bei seiner Mutter. Vater Hans sagt: „Peter ist ein Mensch, der sorgsam und gewissenhaft mit seinen Sachen umgeht. Niemals hätte er das Auto verlassen, ohne den Zündschlüssel abzuziehen.“

Das Ehepaar fragt sich, warum der oder die Täter ihren Sohn mitgenommen haben. Sie befürchten, es könnte jemand sein, den ihr Sohn gekannt habe. „Hätte er das Gesicht des Täters erkannt, wäre dieser ja sofort identifizierbar gewesen“, mutmaßt Sylvia M..

Und die abwegige Möglichkeit einer selbst inszenierten Entführung? „Das würde er uns nie antun“, ist sich die Mutter sicher. Zu mehr Spekulationen wollen sich die Eltern nicht hinreißen lassen. Auch ihnen fehlen Anhaltspunkte.

In einem verzweifelten Appell wenden sie sich an den möglichen Entführer: „Bitte gib uns unseren Sohn wieder. Wir hoffen so sehr, dass er wieder gesund zurück kommt.“

Isabella Alt, Maria Seliger

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