Verschärfte Kontrollen, abgesagte Prozesse in München

Wie die Gerichte in München und im Umland auf den Mord im Dachauer Amtsgericht reagieren – wie die Sicherheitslage aussieht und wie die Situation in Österreich ist.  
von  az
Sicherheitskontrollen wie diese gibt es üblicherweise nur in zwei von 99 Justizgebäuden in Bayern.
Sicherheitskontrollen wie diese gibt es üblicherweise nur in zwei von 99 Justizgebäuden in Bayern.

Wie die Gerichte in München und im Umland auf den Mord im Dachauer Amtsgericht reagieren – wie die Sicherheitslage aussieht und wie die Situation in Österreich ist.

München - Erhöhte Alarmbereitschaft in den bayerischen Gerichten: Die Schleuse im Oberlandesgericht an der Prielmayerstraße 5 geht nicht mehr automatisch auf, wenn Prozessbeteiligte zu den Sitzungssälen wollen. Hinter einer Glaswand sitzt ein Justizwachmann: „Ausweiskontrolle!”

Zwei Wachleute stehen mit Metalldetektoren hinter der Eingangsschleuse. Jeder wird abgetastet. Im Justizzentrum an der Nymphenburger Straße 16 finden seit langem permanent Personenkontrollen statt. Aber auch hier wurden die Kontrollen erhöht. „Das dauert nur drei Tage. Dann kehrt der Alltag wieder ein”, sagte ein Beamter.

Permanente Kontrollen finden nur an den Landgerichten in Augsburg und München statt. „Das kann keiner bezahlen, wenn man den Sicherheitsstandard in allen Gerichten erhöhen will”, sagt ein Justizwachmann. Christian Schmidt-Sommerfeld, Präsident des Landgerichts München II: „Nur wenn ein Richter Sicherheitsvorkehrungen anordnet, finden erhöhte Sicherheitskontrollen statt.”

Als Reaktion auf den Mord an Tilman Turck und aus Rücksicht auf dessen Kollegen wurden am Donnerstag  alle Prozesse, an denen die 45 Staatsanwälte der Staatsanwaltschaft München II beteiligt gewesen wären, abgesagt. Die 45 Staatsanwälte sind für die Amtsgerichtsbezirke Dachau, Ebersberg, Fürstenfeldbruck, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach, Starnberg, Weilheim und Wolfratshausen zuständig.

In den kommenden Tagen soll in der Behörde ein Kondolenzbuch ausgelegt werden, in dem sich Tilman Turcks Kollegen eintragen können.

 

 


Zwei Kameras, zwei Wachleute

Ein gläserner Windfang empfängt die Besucher des Amtsgerichts. Normale Scheiben, kein schusssicheres Glas. Einen Metalldetektor wie am Münchner Justizzentrum gibt es nicht. Zwei Justizwachtmeister sollen für Sicherheit sorgen. Sie sind im Eingangsbereich postiert.

Überwacht wird der Raum von zwei an der Decke montierten Videokameras. Eine davon sitzt direkt über dem Eingang von Saal C, in dem es zur Bluttat kam. Die Bilder werden auf einen Monitor in der Poststelle übertragen. Vor 35 Jahren hat im Gericht zuletzt ein Angeklagter mit einer Waffe geschossen – eine Schreckschusswaffe, die ihm ein Wachtmeister weg nahm.

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