Vermögen im Mund: Wohin mit dem Zahngold?

Bei Einäscherungen in München ist Edelmetall im Gesamtwert von mehr als 275000 Euro angefallen – jetzt ist guter Rat teuer. Beim derzeitigen Goldpreis trägt so mancher ein kleines Vermögen in seinem Mund herum.
von  Abendzeitung
Zahngold verbrennt nicht – deshalb stellt sich für Krematorien die Frage, was sie damit tun sollen. Die Münchner haben eine Lösung gefunden.
Zahngold verbrennt nicht – deshalb stellt sich für Krematorien die Frage, was sie damit tun sollen. Die Münchner haben eine Lösung gefunden. © imago

Bei Einäscherungen in München ist Edelmetall im Gesamtwert von mehr als 275000 Euro angefallen – jetzt ist guter Rat teuer. Beim derzeitigen Goldpreis trägt so mancher ein kleines Vermögen in seinem Mund herum.

MÜNCHEN Beim derzeitigen Goldpreis trägt so mancher ein kleines Vermögen in seinem Mund herum. Umso begehrter ist Zahngold bei Kriminellen. Und wo lässt sich leicht drankommen?

Mehrere Krematorien gerieten in der Vergangenheit ins Visier der Ermittler. Altgold aus der Asche Verstorbener: 2006 war bekannt geworden, dass Mitarbeiter in Nürnberg und Hof sich damit bereicherten. Und vor kurzem kam ein neuer Fall in Hamburg auf. Laut einem Beitrag der „Bestatterzeitung“ finanzierte sich der Chef des dortigen Krematoriums vom Erlös seinen Urlaub im Schweizer Davos.

Keine schönen Schlagzeilen. Umso wichtiger war es jetzt der Städtischen Friedhofsverwaltung in München, eine gute Lösung zu finden – für das Zahngold, das im eigenen Krematorium angefallen ist und das keinem Menschen mehr zugeordnet werden konnte. Das ist gar nicht so wenig: Zwischen 2006 und 2009 kam eine Menge an Edelmetallrückständen zusammen, die beim Verkauf einen satten Reinerlös von 275254 Euro erzielte. Das Geld wurde bis zur endgültigen Entscheidung, was damit geschehen sollte, auf einem Verwahrkonto deponiert.

Gestern Nachmittag sollte der Gesundheitsausschuss beschließen, dass die Summe zur Förderung einer „Kultur der Pietät, des Sterbens und der Totenruhe“ verwendet werden soll. So können damit zum Beispiel neue Sitzbänke auf den Friedhöfen, Wegbeschilderung oder Elektrofahrteuge für den Transport behinderter Menschen angeschafft werden. Die Idee dahinter: So kommt das Geld letztlich auch den Erben zugute.

Bis zu 1200 Grad Hitze herrschen in einem Verbrennungsofen im Krematorium. Trotzdem bleiben Eisenteile wie Sargklammern oder Implantate aus Gold und Titan übrig. Nach den kriminellen Vorfällen in Franken hatten mehrere Krematorien vorsorglich die Eisenschrottteilchen überprüft, die innerhalb der so genannten „Aschemühlen“ von einer rotierenden Magnetwalze ausgeworfen wurden. In München hatte man das Edelmetall, das dabei gefunden wurde, in einem Tresor verwahrt – bis zur Klärung der Eigentumsverhältnisse.

Künftig ist das Ganze übrigens kein Problem mehr: Es ist eine technische Lösung gefunden worden, bei der nun auch kleine Edelmetallteile gleich in die Urne gefüllt werden. So dass kein Zahngold mehr anfällt. Julia Lenders

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