Vermittler im Nachtleben gesucht: Was wurde aus Münchens Nachtbürgermeister?

Der Stadtrat hatte sich im Herbst 2020 darauf geeinigt, einen "Nachtbürgermeister" einzustellen. Mit der Corona-Krise hat sich der Start verzögert. Doch die Stelle ist besetzt.
von  Lukas Schauer
Der Münchner Nachtbürgermeister sollte eigentlich schon im Frühjahr dieses Jahres seinen Dienst aufnehmen.
Der Münchner Nachtbürgermeister sollte eigentlich schon im Frühjahr dieses Jahres seinen Dienst aufnehmen. © Peter Kneffel/dpa

München - Als die Temperaturen zuletzt immer frühlingshafter wurden, drängten sich die Menschen wieder an Münchens Partyhotspots Gärtnerplatz, Wedekindplatz und Gerner Brücke – und damit kamen die bekannten Probleme zurück.

Die Corona-Abstandsregeln werden hoffentlich in absehbarer Zukunft nicht mehr relevant sein. Dann aber wird es vor allem wieder um Lärmbelästigung, Dreck und Müll gehen. Jene Themen also, die die Stadt auch mit Hilfe eines "Nachtbürgermeisters" in den Griff bekommen wollte.

München wollte einen Nachtbürgermeister einführen

Im Herbst 2020 hatte der Stadtrat das lange geforderte Projekt durchgewunken. Angesiedelt im Sozialreferat sollte der Nachtbürgermeister, der offiziell "Koordinator für nächtliches Feiern" heißt, bei Konflikten zwischen Anwohnern und Gastronomie vermitteln und zudem die Schnittstelle zur Verwaltung sein. Außerdem, so der Plan, sollte der Nachtbürgermeister für die Koordination des "Runden Tisches Nachtleben" (inklusive Vor- und Nachbereitung) zuständig sein. 

Die Rathauskoalition schätzte die Kosten auf 75.000 Euro und schrieb die Stelle aus. Jobbeginn sollte im Frühjahr dieses Jahres sein.  Doch bis heute ist nichts passiert. Das Projekt scheint im Zuge der Corona-Pandemie in Vergessenheit geraten zu sein – oder zu teuer.

Christian Müller, Co-Fraktionsvorsitzender der SPD/Volt-Fraktion im Münchner Stadtrat sagt der AZ: "Aktuell ist die Stelle noch nicht besetzt." Das liege an den "Mindereinnahmen durch die Corona-Pandemie". Grün-Rot verhandle derzeit noch, "wie wir einen genehmigungsfähigen städtischen Haushalt für das kommende Jahr hinbekommen". Erst danach könne man sagen, wann der Nachtbürgermeister seinen Dienst antritt.

Die SPD will den Posten aber nach wie vor besetzen, gerade weil der Ausgleich der Interessen zwischen allen Beteiligten auch zu Corona-Zeiten wichtig sei. Müller: "An diesem Ziel halten wir fest". Auf AZ-Nachfrage teilt das Sozialreferat schließlich mit, dass die Stelle auch schon besetzt sei. Zum 1.6. werde der Nachtbürgermeister seinen Dienst antreten.

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