Verletzter Sergeant soll an US-Militärjustiz übergeben werden
München - Die Polizisten standen mit dem Rücken zur Wand. Vor sich ein bulliger Sergeant der US-Army, der drohend einen 15-Kilo-Feuerlöscher hochhob und bereits einen Patienten in der Notaufnahme des Klinikums Großhadern verletzt hatte. Ein 32-jähriger Polizeiobermeister sah in dieser Situation keinen anderen Ausweg, er zog seine Waffe und schoss dem Randalierer zweimal ins rechte Bein.
Der Sprecher der US-Army auf dem Truppenübungsplatz in Grafenwöhr (Oberpfalz) bestätigte den Vorfall. Dort ist der 28-jährige Sergeant stationiert. Warum der GI nach einem Ausflug mit Kameraden zum Münchner Oktoberfest am Donnerstagabend derart ausgeflippt ist, kann auch er nicht erklären. Der Sergeant befand sich nach AZ-Informationen in Begleitung eines US-Militärstaatsanwalts.
Der Soldat liegt inzwischen auf der Intensivstation. Die Projektile aus der Polizeiwaffe hatten ihn am rechten Bein zwischen Knie und Fuß getroffen. Lebensgefahr besteht nicht, so die Klinik.
Das LKA hat inzwischen die Ermittlungen übernommen. „Das ist immer so, wenn bayerische Polizisten von ihrer Dienstwaffe gebrauch machen müssen“, sagt LKA-Sprecher Ludwig Waldinger. An dem Polizeieinsatz im Klinikum waren insgesamt vier Polizisten beteiligt. Sie werden vernommen, wie auch das Klinikpersonal.
Das Drama begann am Busparkplatz Hansastraße. Die Besatzung eines Rettungswagens bat am Nachmittag um Unterstützung. Ein US-Soldat war nach einem Wiesnausflug mit Kameraden am Bus gestürzt. Dabei zog er sich eine blutende Kopfplatzwunde zu. Er verweigerte laut Zeugen ärztliche Hilfe. Schließlich gelang es, den 28-Jährigen ruhig zu stellen. Die Polizisten begleiteten den Rettungswagen bis zur Klinik. Um 16.20 Uhr wurde der Sergeant friedlich schlummernd in die Notaufnahme eingeliefert.
Gut zwei Stunden später erwachte der Amerikaner und fing sofort an zu randalieren. Er riss einen Feuerlöscher von der Wand. Damit schlug er auf einen Patienten ein. Der 89-Jährige erlitte eine Platzwunde an der Lippe. Der GI schrie und tobte. Er lief durch die Notaufnahme und ließ sich von keinem beruhigen. Die Klinik rief die Polizei. Zwei Streifenwagen rückten an. Die Beamten forderten den GI in englisch und deutsch auf, den Feuerlöscher fallenzulassen. Keine Reaktion. Im Gegenteil. Der 28-Jährige drängte zwei der Polizisten in eine Ecke.
„Aus etwa zwei Metern Entfernung schoss der Polizist“, berichtet Polizeivizepräsident Robert Kopp. Beide Kugeln trafen. Der erste Schuss blieb wirkungslos, der zweite stoppte den Angreifer. Andere Personen waren durch die Schüsse laut Polizei nicht gefährdet.
Selbst mit den beiden Schusswunden hat sich der GI gegen die Festnahme heftig gewehrt. Bis er schließlich aufgab. Er kam in die Chirurgie und wurde sofort operiert. Sobald sein Zustand es zulässt, wird er der US-Militär-Justiz überstellt.
Drei Feuerlöscher hatte der Randalierer aus der Halterung gerissen. Weil er damit Menschen verletzt und bedroht hat, muss er sich wegen gefährlicher versuchter und vollendeter Körperverletzung verantworten. Rund 15 Kilo wiegt so Teil. „So etwas möchte ich nicht an den Kopf bekommen“, sagt Robert Kopp. „Der Kollege hat in einer Notwehrsituation geschossen.“ Über Elektoschocker (Teaser) verfügten die Polizisten nicht. Die werden nur bei Spezialeinheiten eingesetzt.
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