Kommentar

Verkehrswende in München: Radeln die Grünen am Bürger vorbei?

Die Debatte um die Lindwurmstraße wirft auch ein Licht auf die Verkehrspolitik der Stadt München insgesamt. Und die könnte vor allem für die Grünen langsam zum Problem werden, kommentiert AZ-Lokalchef Felix Müller.
von  Felix Müller
Radentscheid-Protest gegen die Stadt-Politik vor einigen Tagen am Marienplatz in München.
Radentscheid-Protest gegen die Stadt-Politik vor einigen Tagen am Marienplatz in München. © Daniel von Loeper

München - Wie nah Interessensverbände in München den verschiedenen Parteien stehen, ist als Beobachter oft schwer zu ertragen. Schließlich sollen sich Öko- oder Mieterverbände konsequent für ihre Themen einsetzen – und nicht konsequent ihre Spezln an der Rathaus-Macht schonen.

Umso beachtlicher war in diesem Kuschelklima, dass kürzlich der Radentscheid wütend vor dem Rathaus protestierte – wohlgemerkt gegen die Politik einer Stadtregierung, in der die Freundinnen und Freunde von den Grünen stärkste Kraft sind.

Lindwurmstraße in München: Der Status quo nutz nur Autofahrern

Ein Weckruf für die Öko-Fraktion. Es wird ungemütlicher. Natürlich erwartet ihre Kernklientel vor allem eine ernsthafte Verkehrswende. Natürlich betrifft die konkret zuallererst mehr Platz, Komfort und Sicherheit auf Radwegen. Sich da machtpolitisch abkochen zu lassen von einem SPD-OB, macht einen schwachen Eindruck. Neulich wurde der Rad-Plan fürs neue Jahr für die Stadt verkündet. Man markiert 150 Meter Radstreifen. Insgesamt.

Die SPD lässt sich in der Verkehrspolitik von der CSU treiben, die an der Lindwurmstraße gegen eine "Ideologie" plakatiert hat. Mei, für die Sozis mag längeres Abwägen Vorteile haben, sie will vom Koalitionspartner unterscheidbar bleiben. Die Grünen aber werden an einer echten Verkehrswende gemessen. Besonders an Orten wie der Lindwurmstraße, wo die Nachbarschaft sehr klar für mehr Platz für Radler und Fußgänger sein dürfte. Der Status quo nutzt hier nur Autofahrern, die entspannt in die Innenstadt hineingleiten. Aufwachen, bitte!

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