Verkehrspolitik von Schwarz-Rot: Eine glatte Sechs

AZ-Vize-Chefredakteur Thomas Müller über die Verkehrspolitik von Schwarz-Rot in München.
von  Thomas Müller
Thomas Müller, Vize-Chefredakteur der AZ.
Thomas Müller, Vize-Chefredakteur der AZ. © dpa/az

München - Für Zeugnisse ist es, so kurz vorm Advent, ja eigentlich noch zu früh. Hätte das Christkind der Münchner Gro-Ko jedoch Noten zu bescheren, würden sie, gelinde gesagt, verheerend ausfallen.

Da werden weiter eifrig Luftschlösser gebaut wie die U-Bahn-Verlängerung nach Pasing, ein Zombie der Münchner Verkehrsplanung – eigentlich längst tot, taucht er immer mal wieder auf: Während sich die Fahrgäste im Zentrum – vor allem auf der U-Bahn-Stammstrecke U3/U6 – inzwischen stapeln und die Störungen bei der U-Bahn mehr und mehr zum Normalfall werden, wollen CSU und SPD die U5 am Stadtrand verlängern. Parallel zur S-Bahnstammstrecke – eine glänzende Idee. Finanziert ist noch nichts? Macht nix. Werd scho.

Oder es wird von Tunneln geträumt wie dem unter dem Englischen Garten. Nette Idee, kein Zweifel. Dass tausende Anwohner an der Tegernseer Landstraße oder Landshuter Allee andere, berechtigte Prioritäten haben, bleibt leider außer Acht: Etwa den Wunsch, den ausufernden Autoverkehr in der Stadt endlich einzudämmen. Bloß: Da hört man wenig.

Im Gegenteil: Sämtliche Vorschläge des letzten Grünen Stadtministers Joachim Lorenz zur Fortschreibung des Luftreinhalteplans – höhere Parkgebühren, City-Maut, verbilligte MVV-Tickets – allesamt vom Tisch gewischt. Allein das Car-Sharing soll es jetzt retten.

Nun ist es ja nicht so, dass Rot-Grün bis zur Abwahl als dauerdynamische Innovationsschmiede in Sachen Verkehrspolitik aufgefallen wäre. Da war schon viel liegengeblieben.

Was Schwarz-Rot derzeit aber aufs (tote) Gleis setzt, ist angesichts der Herausforderungen eines enorm wachsenden Ballungsraums einfach nur ein Witz. Ein sehr schlechter allerdings. Was bleibt? Bislang verdient die Verkehrspolitik der Gro-Ko eine glatte Sechs.

Was noch bleibt, ist vielleicht die Hoffnung, dass Schwarz-Rot in der Verkehrspolitik ein paar Gänge höher schaltet – wenigstens von „träumen“ und „verwalten“ auf „gestalten“. Und was noch bleibt, ist ein klein bisserl Sehnsucht nach Grün.

Lesen Sie hier: Der Sprecher der „Aktion Münchner Fahrgäste“ über die Verkehrspolitik der Stadt

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