Verkehrsader kappen?
Im Streit um die geplante Begrünung der Barer Straße rund um das Museumsviertel der Pinakotheken sind OB Ude und Stadtbaurätin Merk skeptisch, dass „in einem extrem dicht besiedelten Gebiet Grünflächen klotzartigen Bauten weichen müssten“.
MÜNCHEN „Wer Visionen hat, der soll zum Arzt gehen“, meinte Alt-Kanzler Helmut Schmid. Und ähnlich dachten gestern viele, als sie überraschend in den Zeitungen von einer „Vision“ der Stiftung der Pinakothek der Moderne erfuhren: Einem neuen Grünstreifen zwischen den Pinakotheken.
Dafür solle die Barer Straße zwischen Theresien- und Gabelsbergerstraße gesperrt werden. Dabei könnte nach den Plänen des Architekten Gunter Henn auf dem Grünstreifen vor der Pinakothek der Moderne ein neues Gebäude errichtet werden und der Platz eine Tiefgarage bekommen.
Visionärer Coup sorgt für Überraschung
Der visionäre Coup kam nicht überall gut an. Vor allem waren die Planer der Stadt verblüfft. „Ich kann aus Sicht der Pinakothek der Moderne deren Wünsche verstehen“, so OB Christian Ude: „Ich habe aber große Zweifel, ob es möglich und sinnvoll ist, eine Hauptverkehrsader zwischen Schwabing und Innenstadt zu kappen.“ Ude bezweifelt, ob es die Bevölkerung akzeptiert, wenn „in einem extrem dicht besiedelten Gebiet Grünflächen klotzartigen Bauten weichen müssten“.
Auch Stadtbaurätin Elisabeth Merk meint: „Wir sehen das Verkehrsthema kritisch. Wir werden den Vorschlag prüfen, aber ich sehe jetzt keine Möglichkeit, die auf der Hand liegt.“ Etwas Positives kann sie der Idee abgewinnen: „Dass man über die Weiterentwicklung der Pinakotheken nachdenkt. „Aber in Grünflächen reinzubauen halte ich nicht für den richtigen Weg.“
Liberale stimmen dafür, CSU skeptisch
Zustimmung bekommt der Plan erstmal nur von FDP-Stadtrat Michael Mattar: „Ich finde das eine ganz spannende Idee, die ich für durchaus machbar halte.“ Allerdings will er die Straßenbahn weiter fahren lassen. Die Verlängerung des Altstadttunnels und die Entlastung des Museumsviertels vom Autoverkehr sei ein alter Vorschlag der FDP. „Für und ist es wichtig, dass das Museumsviertel mit der Altstadt besser verbunden wird, insbesondere für Fußgänger.“
Skeptisch ist dagegen der CSU-Planungsexperte Walter Zöller: „Wo soll der Verkehr hin? Die Nebenstraßen sind heute schon voll.“ Auch von den Grünen gibt es keinen Applaus. „Für uns ist es besonders schwierig, dass auf einem Grünstreifen gebaut und auch eine Tiefgarage angelegt werden soll“, so Sabine Krieger: „Wir müssen vorrangig darüber reden, wie der Bereich Türken/Gabelsbergerstraße/Tunnel umgestaltet werden soll.“
Wie geht es weiter? Im Herbst will die Stiftung ein Symposium veranstalten und einen Ideenwettbewerb ausschreiben. Schon einmal wurde dort visionär gedacht: Als Ex-Kunstminister Hans Zehetmair fertige Pläne für Uni-Institute verwarf und dann die Pinakothek der Moderne bauen ließ.
Willi Bock