Verkehr in München: Stadt prüft Seilbahn über dem Frankfurter Ring

München - Die Kapazitäten im Münchner ÖPNV sind "faktisch derzeit ausgeschöpft" – dieses Fazit zog die MVG am Dienstag. Um für eine Entlastung im Münchner Nahverkehr zu sorgen, haben Staatsministerin Ilse Aigner (CSU), Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und die Schörghuber Unternehmensgruppe nun ein neues Projekt vorgestellt. Konkret geht es dabei um eine Seilbahn im Münchner Norden.
Seilbahn in München: Die Strecke im Detail
Die Seilbahn soll auf einer Strecke von etwa 4,5 Kilometern Länge über dem Frankfurter Ring verlaufen – so soll eine "schnelle und umsteigefreie Direktverbindung" zwischen dem Osten und Westen der Stadt entstehen. Ziel ist es, die Seilbahn wirklich auch für das öffentliche Nahverkehrssystem zu nutzen. Touristische Zwecke, wie etwa bei den Seilbahnen in Köln und Koblenz, sollen nicht primär erfüllt werden. Vorgeschlagen hat das Projekt die Schörghuber Unternehmensgruppe.
Eine Seilbahn über den Frankfurter Ring würde sich besonders gut eignen, da die Strecke gerade verläuft – auch die Möglichkeit, die Seilbahn in einer Höhe von 50 bis 60 Metern zu installieren, wäre gegeben. Um das Nahverkehrsnetz im Münchner Norden sinnvoll zu ergänzen, könnten vier Stationen auf der Strecke entstehen, die alle Anschlüsse an bereits bestehende U-Bahn- und Tram-Strecken besitzen: Von der östlichen Endstation "Studentenstadt" (Anschluss zur U6) ginge es zur ersten Zwischenstation "Schwabing Nord" mit Anschluss zur Tram 23. Im weiteren Verlauf könnte die Station "Frankfurter Ring" mit Anschluss zur U2 erreicht werden. Das Ende der Strecke könnte schließlich die Station "Oberwiesenfeld" bilden, mit Anschluss zur U3. Das Besondere: Die Passagiere könnten nicht nur bei der Start- und Endstation zu- und aussteigen, sondern auch auf den Zwischenhalten.

Seilbahn in München: Die Vorteile
Vieles würde für eine urbane Seilbahn sprechen: Geht man davon aus, dass die Gondel acht Metern pro Sekunde zurücklegt und 32 Personen pro Kabine befördert, könnten pro Stunde und Richtung 4.000 Fahrgäste transportiert werden. So könnten mit dem neuen Projekt rund 50 Prozent mehr Passagiere befördert werden als mit einer Münchner Tram. Dazu wären die Kabinen barrierefrei zugänglich, von Innen sollen die Gondeln in etwa so ausgestattet sein wie eine neuen U-Bahn.
Auch die Kosten und die Bauzeit stellen einen Vorteil dar: Bei einer Länge von vier bis fünf Kilometern dürfte das Projekt nicht weniger als 50 Millionen Euro kosten. In Nahverkehrsdimensionen ein Schnäppchen. Gebaut werden könnte die Seilbahn wohl in einem Zeitraum von etwa zweieinhalb bis drei Jahren, vorweg kommt eine ebenso lange Planungszeit.
Ganz so filigran wie auf den präsentierten Visualisierungen (siehe obiges Bild) käme das Ganze in der Realität aber nicht daher. Stützen, Gondeln und Gebäude wären sicherlich massiver. Auch weil die Bahn in einer so großen Höhe verlaufen müsste und "nicht vor den Wohnzimmerfenstern der Leute" verlaufen dürfe, wie Reiter sagte. (Lesen Sie hier den AZ-Kommentar: Seilbahn in München - Der Isarflieger)
Freistaat und Stadt stehen der Idee einer Münchner Seilbahn aufgeschlossen gegenüber. OB Reiter bezeichnete das Projekt als "spannend", Aigner sprach von einer "wirklich innovativen Idee". "Zu unserer bereits gestarteten Offensive für den Öffentlichen Nahverkehr, mit neuen U- und Trambahnlinien und Express-Busrouten, gehört auch, neue Mobilitätsformen zu prüfen und München für die Zukunft gut aufzustellen", so Reiter am Mittwoch.
Für den Oberbürgermeister ist Bedingung, dass die Münchner die Seilbahn im MVV nutzen können, ohne extra zahlen zu müssen. Die MVG würde für ihn dann logischerweise der Betreiber sein.
Die Route am Frankfurter Ring soll zunächst als Teststrecke dienen, die die Umsetzbarkeit eines solchen Projekts nachweisen soll. Die Ideenskizze einer Münchner Seilbahn soll nun von den zuständigen Stellen geprüft und anschließend dem Stadtrat vorgelegt werden – damit die Kapaziäten im Münchner ÖPNV bald nicht mehr völlig ausgeschöpft sind.
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