Verkäufer klagt: „CSU duldet keine Biss-Verkäufer“

Bei Wahlkampf-Reden im Bierzelt dürfen Verkäufer der Straßen- Zeitung nicht rein. Die CSU sagt, es sei ein Fehler der Ordner gewesen.
Christian Pfaffinger |
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Ausgesperrt: „Biss“-Verkäufer Frank Schmidt.
Petra Schramek Ausgesperrt: „Biss“-Verkäufer Frank Schmidt.

Bei Wahlkampf-Reden im Bierzelt dürfen Verkäufer der Straßen- Zeitung nicht rein. Die CSU sagt, es sei ein Fehler der Ordner gewesen

 

München/Dachau - Frank Schmidt hatte sich auf Bundeskanzlerin Angela Merkel gefreut. Nicht unbedingt, weil er Bundeskanzlerin Angela Merkel sehen wollte. Sondern weil sie gut für sein Geschäft gewesen wäre.

Ein volles Bierzelt, ausgelassene Stimmung, viele potenzielle Käufer. Doch Frank Schmidt durfte nicht rein. Er war im CSU-Zelt unerwünscht.

Am Dienstag luden die Christsozialen aufs Dachauer Volksfest. Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundeskanzlerin Angela Merkel von der Schwesterpartei CDU, kam nach ihrem Besuch in der KZ-Gedenkstätte ins Bierzelt, um eine Wahlkampfrede zu halten. Tausende strömten in das von einem Sicherheitsdienst bewachte Zelt.

Auch Frank Schmidt wollte rein. Der 46-jährige Münchner ist Verkäufer der Straßenzeitung „Biss“. Das Zeitungsprojekt hilft Menschen, die obdachlos, ohne Arbeit oder arm sind und sich als Zeitungsverkäufer ein neues Leben aufbauen wollen. Frank Schmidt verkauft seit 14 Jahren die „Biss“, vor allem im Münchner Umland.

In den letzten Tagen war er immer auf dem Dachauer Volksfest unterwegs, auch in den Bierzelten. Beim Wahlkampf-Auftritt der Kanzlerin hoffte er, besonders viele Zeitungen zu verkaufen. „Ich wollte vorsorgen für die kalten Monate, wo das Geschäft schlecht läuft.“

Gegen 18 Uhr will er in das Bierzelt in Dachau – doch die Security hält ihn auf. Per Funk wird nachgefragt: Darf der „Biss“-Verkäufer rein? Kurz darauf die Antwort: Nein.

„Die haben mir nicht mal einen Grund genannt“, sagt Frank Schmidt. „Ich musste dann draußen die Zeitungen verkaufen, während drinnen die ganzen Leute waren.“

Das ärgert ihn, genauso wie Hildegard Denninger. Sie ist Geschäftsführerin bei „Biss“ und sagt: „Ich finde das unmöglich, dass man unsere Verkäufer abweist.“ Schon beim Auftritt von CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer am 11. Juli auf dem Fürstenfeldbrucker Volksfest habe ein „Biss“-Verkäufer nicht ins Zelt gehen dürfen.

Ein CSU-Sprecher sagt zur AZ: „Wir bedauern diesenVorfall, denn Verkäufer von „Biss“ sind uns selbstverständlich auf unseren Veranstaltungen willkommen.“

Die Ordner seien vor der Veranstaltung von der Partei angewiesen worden, niemanden abzuweisen. Dass Frank Schmidt trotzdem der Zutritt verweigert wurde, habe man erst im Nachhinein von „Biss“ erfahren.

Frank Schmidt ist dennoch enttäuscht. „Ich fühle mich ausgestoßen“, sagt er. „Aber es ist wohl so: Die dulden einfach keine anderen.“

 

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