Verhaltenskodex für Touris und Münchner
Reisen und bereisen lassen! Wo geht’s nochmal zum Hofbräuhaus? Wie man ein guter Gastgeber und ein guter Gast ist.
München - August. Urlaubszeit. Die Nachbarn sind verreist, Betriebe dicht. Doch wer glaubt, in Ruhe bummeln zu können, täuscht sich. München ist voller Touristen: Nie kommen so viele Gäste auf einen anwesenden Einheimischen wie im August – mit Folgen: Wer mittags über den Marienplatz will, muss mindestens ein Foto schießen. Wer sich ein Ticket für U- oder S-Bahn kauft, darf seinem Hintermann den Vorgang gleich nochmal erklären – mal auf Englisch, mal mit Händen.
Wie kommt man als Münchner durch die Stadt, ohne als Reiseführer missbraucht zu werden? Wie tappt der Besucher nicht in die Grant-Falle? Die AZ hat sich bei Münchnern und Touristen umgehört und ein paar Verhaltensregeln und hilfreiche Antworten auf häufige Fragen zusammengestellt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und versehen mit einem Augenzwinkern. Hilfreich dürften sie in diesem Sommer allemal sein. Oberstes Motto bleibt der touristische Imperativ: Behandle jeden Gast/ Münchner so, wie du auch von ihm behandelt werden möchtest.
Für Münchner:
Es ist ok, wenn ein Besucher den Weg zum Hofbräuhaus nicht kennt. Für Münchner gilt das Gegenteil. Die Erklärung: Vom Marienplatz Richtung Spielzeugmuseum, dahinter links in die Sparkassenstraße. Geradeaus bis zur Ecke Münzstraße. Rechts und geradeaus bis zum Zebrastreifen. Voilá!
Wann tanzen die Schäffler? Das Glockenspiel im Rathausturm dreht sich im Sommer täglich um 11, 12 und 17 Uhr. Ein Bonus-Tipp: Schön zu beobachten ist das Schauspiel aus dem Café Glockenspiel oder dem Hugendubel.
iPhone, Digitalkamera, Einwegkamera? Fotos bringt man am schnellsten hinter sich, wenn man sich vorher den Auslöser zeigen lässt. A Vorsicht, Radweg! Es gibt Nationen, die kennen diese Erfindung nicht. Bitte langsam vorbeiradeln!
Vorsicht, MVV-Automat! Wo selbst Münchner nur schwer durchblicken ist freundliche Hilfe besonders gefragt!
Egal ob Haupt- oder andere Bahnhöfe: Planen Sie für die Durchquerung ein paar Minuten mehr ein. Touristenmassen können ein unüberwindliches Hindernis sein.
Für zünftig und trinkfest halten Besucher die Münchner. Das ist noch nicht alles
Es ist kurz vor elf. Der Marienplatz ist voller Menschen, die ihre Köpfe und Kameras gespannt zum Glockenspiel recken. Da kommt vomMarienplatz her eine Blaskapelle und spielt einen Marsch auf. Hektik. Jetzt richten sich alle Kameras auf den Festumzug. Denn hinter den Musikern fahren schön geschmückte Wagen, verteilen freundliche Frauen und Kinder frische Blumen. „Hier geht’s aber zünftig zu“, erzählen die Blicke der Touristen. Der Bayer halt. Nein, liebe Besucher, nicht täglich flaniert eine Blaskapelle durch die Altstadt. Gestern war Gärtnertag und der wurde gefeiert. Deswegen von der AZ eine kleine Gebrauchsanweisung für München.
Für Besucher:
Stimmt, der Münchner trinkt gerne Bier. Aber er lässt sich dafür auch gerne Zeit. Ein Biergarten ist der falsche Platz für Hektik. Und das „Noagerl“, den letzten Schluck im Glas lässt man übrig. Lieber ein neues bestellen!
Vorsicht, Ticketschalter! Niemandem muss peinlich sein, wenn er die Automaten des MVV nicht versteht. Es wird sich ein Münchner finden, der hilft. Bezahlen sollte der Besucher aber selbst. Geldscheine in Schlitze einschieben, das funktioniert auf der ganzen Welt gleich.
München ist bekannt für sein Oktoberfest. Es findet aber nur zwei Wochen im Jahr statt: heuer ab 17. September. Niemand sollte sich die Blöße geben und schon jetzt nach dem Weg zur Wiesn fragen.
Die Münchner sind zurecht stolz auf ihre Radlkultur. Und auch wenn Einheimische das bisweilen missachten: Radwege existieren, und sie gehören den Radlern.
Vorsicht vor Sprachfallen: Bestellen Sie nie einen Leberkäse, ein Maß Bier oder Fleischküchlein.
Essen Sie nie Weißwürste mit Haut, nie mit Sauerkraut und nicht mit scharfen Senf.
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