Verhärtete Fronten

München - Im Tarifstreit beim Nahverkehr verschärft sich der Ton zwischen den beteiligten Parteien – zumindest von Seiten der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Ihr Chef Herbert König spricht aufgebracht von einem „unsinnigen Streik“.
Heute, Freitag will die Gewerkschaft Verdi „weitere Teilbereiche des Verkehrsbetriebs“ bestreiken. Ganztägig sind in München die Fahrkarten-Kontrolleure zum Ausstand aufgerufen. Dazu Abonnement-Vertrieb, Sachbearbeitung von Kontrollbeanstandungen, MVG-Hotline und die Kundencenter am Marienplatz und Hauptbahnhof, der Automaten-Entstörungsdienst und die Automaten-Werkstätte, dazu noch die Straßenbahn-Werkstätte.
Verdi-Sekretär Franz Schütz: „Ziel ist, den Arbeitgeber wirtschaftlich zu treffen.“ Um 8 Uhr findet eine Streik-Versammlung vor der Trambahn-Werkstätte in der Ständlerstraße 20 statt.
Verdi-Verhandlungsführer Manfred Weidenfelder forderte gestern die Arbeitgeber dazu auf, „mit einem verbesserten Angebot an den Verhandlungstisch zurückzukehren“. Franz Schütz ergänzte: „Falls das nicht der Fall ist, werden wir nachlegen. Dann wird auch der Fahrdienst wieder in den Streik einbezogen.“
Eine Drohung, die MVG-Chef König auf den Plan rief. „Auch die Erklärungen zum unsinnigen Streik werden immer unsinniger. Verdi erklärt, nicht die Kunden treffen zu wollen – und bestreikt die Kundencenter!“ Diese seien, das besage schon der Name, für die Kunden da.
König wörtlich: „Wann endlich kapieren die Aktivisten: Die MVG gehört nicht Aktionären, denen man mit Streik wirtschaftlich schaden kann, sondern den Bürgern dieser Stadt. Wir bewirtschaften ausschließlich das Geld unserer Fahrgäste, nur diese tragen daher die finanziellen Schäden durch weitere Streiks.“
Die MVG bezeichnet in einem Appell das Arbeitgeber-Angebot als „fair und akzeptabel“. Mehr könne und werde es mit Sicherheit nicht geben – „ob mit oder ohne Streiks“.
Doch Verdi hält das Angebot für ungenügend: Die unteren Lohngruppen müssten deutlich mehr Geld bekommen, außerdem müssten die hohen Belastungen etwa durch Schichtarbeit finanziell ausgeglichen werden.