Vergewaltiger vor Gericht: Er war erst 16

Der Schüler fällt brutal über eine Altenpflegerin her, die auf dem Weg zur Arbeit ist. Erst nach 14Tagen wird der Vergewaltiger gefasst – vor dem Richter legt er ein Geständnis ab.
von  Torsten Huber
Der 16-Jährige wird von einem bewaffneten Justizwachmann in Handschellen in den Landgerichtssaal 208 geführt.
Der 16-Jährige wird von einem bewaffneten Justizwachmann in Handschellen in den Landgerichtssaal 208 geführt. © Torsten Huber

Der Schüler fällt brutal über eine Altenpflegerin her, die auf dem Weg zur Arbeit ist. Erst nach 14Tagen wird der Vergewaltiger gefasst – vor dem Richter legt er ein volles Geständnis ab.

München - Das Martyrium dauert über 30 Minuten. Erst dann lässt der Vergewaltiger von der Altenpflegerin Regina E. (52, alle Namen geändert) ab. Die Polizei sucht damals tagelang nach einem Täter im Alter zwischen 27 und 30 Jahren.

Als nach zwei Wochen Fahndung die Polizei den Täter festnimmt, steht fest: Der Täter war erst 16 Jahre alt. Jetzt steht der Schüler Tobias M. in München vor der Jugendstrafkammer. Ihm drohen über fünf Jahre Gefängnis. Heller Schlabber-Pulli, Jeans, Turnschuhe, markante Gesichtszüge – Tobias M. (heute 17) wird aus der Untersuchungshaft in den Landgerichtssaal 208 geführt.

In den hinteren Zuschauerreihen sitzt seine Mutter. Die Ex-TV-Moderatorin kann es kaum fassen, dass ihr Sohn zu so einer Tat fähig ist. 3. November 2013: Ein Sonntag. Regina E. ist in der Früh um 6.30 Uhr in Pullach zu Fuß unterwegs zur Arbeit. In der Margaretenstraße greift sie plötzlich jemand von hinten an.

Sie kann nicht mehr um Hilfe schreien. Tobias M. ist kräftig. Er hält ihr den Mund zu. Dann zieht er ihr die Hose runter und vergewaltigt sie. Danach zerrt er die verängstigte Frau tiefer in den Wald. Dort zieht er sie nackt aus und vergewaltigt sie ein zweites Mal. Nach der Tat flüchtet er, fährt mit der S-Bahn nach Neuperlach.

Dort wohnt er bei seinem Vater, der sich von der Mutter bereits vor Jahren getrennt hat. Die Fahndung läuft zunächst ohne Erfolg. Überwachungsbilder aus der S-Bahn will die Polizei nicht veröffentlichen.

Als sich die Behörde für eine öffentliche Fahndung entschließt und den Täter im Internet und per Facebook sucht, sitzt der Täter schnell in der Falle – er wird schließlich gefasst. Sein Strafverteidiger Peter Guttmann: „Mein Mandant kann sich die Tat selber nicht erklären. Er kann sich auch nicht mehr richtig an Details erinnern.“

Tobias M., der vor Gericht ein volles Geständnis ablegt, ist vor der Tat mit Spezln unterwegs gewesen. Es wird viel Alkohol getrunken. Der 16-Jährige soll allein eine Flasche Wodka getrunken haben. Nachdem sich Tobias M. von seinen Freunden trennt, muss er im Rausch in der S7 Richtung Pullach gelandet sein. In der Haft will der Schüler seinen „Quali“ nachholen und eine Ausbildung machen. Der Prozess dauert an.

 

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