Vergewaltiger gefasst: Darum wurde so lange nicht öffentlich gefahndet

Sechs Wochen war Michael K. (56) nach seiner Flucht aus dem Isar-Amper-Klinikum in Haar auf der Flucht. Am Samstag ist er bei Hamburg festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft nennt den Grund, warum so lange nichts über die Flucht bekannt wurde. 
von  Nina Job
Gefasst: der gesuchte Michael K. Wo und wann das Bild entstand, ist unklar.
Gefasst: der gesuchte Michael K. Wo und wann das Bild entstand, ist unklar. © Polizei Kaiserslautern/privat

München - Nach 42 Tagen auf der Flucht und einer Reise einmal durch die ganze Republik ist der gesuchte Sexualstraftäter Michael K. (56) gefasst worden. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten seit Donnerstag öffentlich nach dem verurteilten Vergewaltiger gefahndet. Dann ging es schnell: Zwei Tage später konnte der Gesuchte nördlich von Hamburg bei Norderstedt festgenommen werden.

Zuletzt war der Mann in dem Auto einer Frau aus der Pfalz auf der Flucht gewesen, die ihn bei sich beherbergt hatte. Erst am Tag, als die Polizei öffentlich mit Fotos vor dem 56-Jährigen warnte, erfuhr sie, wen sie bei sich hatte wohnen lassen. Die 59-Jährige las es in sozialen Medien, wo der Fahndungsaufruf tausendfach geteilt wurde.

Internet-Bekanntschaft gab dem Gesuchten Obdach

Die Frau aus der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben soll Michael K. über eine Kontaktbörse im Internet kennengelernt haben. Gewalt hat er ihr wohl nicht angetan.

Der diensthabende Polizeiführer in Kaiserslautern sagte gestern zur AZ: "Außer der Unterschlagung des Kraftfahrzeugs sind mir derzeit keine weiteren Straftaten bekannt." Die Ermittlungen laufen noch.

Dass die Behörden nicht früher vor dem Mann gewarnt haben, hat vielerorts Kritik ausgelöst. In einem Leser-Kommentar heißt es: "So hat man viele Menschen in Gefahr gebracht (...) und lässt zu, dass er sich unerkannt Frauen nähern kann, indem man nicht öffentlich fahndet."

Staatsanwaltschaft wollte Michael K. nicht warnen

Laut Staatsanwaltschaft habe es zunächst keine Öffentlichkeitsfahndung gegeben, um Michael K. nicht zu warnen. Das berichtet der Bayerische Rundfunk.

Die Flucht von Michael K. begann am 13. Juli. Der 56-Jährige saß im Maßregelvollzug in der Psychiatrie des Isar-Amper-Klinikums in Haar. An diesem Tag hatte er Ausgang. Er nutzte ihn, um sich abzusetzen.

K. wurde zur Fahndung ausgeschrieben, auch Zielfahnder versuchten, ihn aufzuspüren – doch vergeblich. Der verurteilte Straftäter konnte sich sechs Wochen lang frei bewegen. Mehr als 1.000 Kilometer legte er währenddessen zurück.

Michael K. wurde wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung verurteilt

Erst am vergangenen Donnerstag veranlasste die Staatsanwaltschaft, dass öffentlich nach ihm gesucht wird. Bei der Polizei in der Westpfalz gingen daraufhin zahlreiche Hinweise ein, auch jener der 59-Jährigen, die ihn ahnungslos bei sich aufgenommen hatte. Am Tag, als die Frau von der Fahndung erfuhr, hatte K. sie noch zur Arbeit gebracht, danach war er mit ihrem Auto verschwunden.

Michael K. war wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung verurteilt worden. Die Taten hatte er im Sommer 1999 in Kaiserslautern begangen.

Gutachter attestierten ihm eine seelische Störung, weshalb er in der Psychiatrie untergebracht wurde. Nach der Festnahme am Samstag wurde er erneut in einer Fachklinik untergebracht.

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