Verdi ruft zum Großstreik auf: Welche Bereiche in München betroffen sind

München - Die Gewerkschaft Verdi kündigt einen "Großstreiktag im Gesundheitsbereich" an: Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ruft die Beschäftigten der Branche im öffentlichen Dienst am Donnerstag und Freitag (6./7. März) zu einem Warnstreik auf.
"Ein starkes Signal an die Arbeitgeber: Es muss sich endlich etwas ändern"
Die zentrale Kundgebung für den Gesundheitsbereich steigt am Freitag ab 11 Uhr vor dem Krankenhaus Schwabing. Hintergrund des Streiks sind die stockenden Tarifverhandlungen für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen.
"Die Beschäftigten in Krankenhäusern, Pflegeheimen und sozialen Einrichtungen arbeiten unter extremem Druck. Sie retten Leben, versorgen Kranke und pflegen unsere Angehörigen – doch ihre Arbeitsbedingungen sind untragbar", wird Claudia Weber, Geschäftsführerin von Verdi München in der Mitteilung zitiert. Für sie ist der Streik "ein starkes Signal an die Arbeitgeber: Es muss sich endlich etwas ändern".
Die zweite Verhandlungsrunde sei "zäh" gewesen, sagt Verdi, die Arbeitgeberseite habe kein Angebot vorgelegt, plädiere zudem für eine Laufzeit von 36 Monaten. Die dritte Verhandlungsrunde beginnt am 14. März in Potsdam.
Betriebe, die zum Warnstreik aufgerufen sind:
- Städtische Krankenhäuser
- Arbeiterwohlfahrt (AWO)
- Münchenstift
Forderungen von Verdi:
- Acht Prozent mehr Gehalt im Volumen, mindestens jedoch 350 Euro monatlich mehr
- Laufzeit von zwölf Monaten
- Höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten
- Erhöhung der Ausbildungsvergütungen und Praktikumsentgelte um 200 Euro monatlich
- Drei zusätzliche freie Tage zur Entlastung der Beschäftigten
- Ein "Meine-Zeit-Konto" für mehr Flexibilität
Die Arbeitnehmervertreter beklagen, dass die steigenden Lebenshaltungskosten und die chronische Überlastung in den Gesundheitsberufen die Beschäftigten stark belasten. Der Personalmangel in Kliniken, Pflegeeinrichtungen und sozialen Diensten führe zu immer schlechteren Arbeitsbedingungen: "Die Beschäftigten im Gesundheitsbereich sind Tag und Nacht für das Wohl der Menschen da – doch ihre Arbeit wird nicht ausreichend gewürdigt."
Kein Warnstreik beim Bayerischen Roten Kreuz
Nicht vom Warnstreik betroffen ist das Bayerische Rote Kreuz (BRK), der nach eigenen Angaben an den Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD) gebunden ist, sondern einen eigenen Haustarif hat: "Im BRK werden keine Dienste, damit auch nicht der Rettungsdienst, Pflegeeinrichtungen oder Kindertageseinrichtungen bestreikt."
Warnstreiks auch in Pflegeeinrichtungen und Kitas
Die Warnstreiks im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes treffen am Freitag besonders Bereiche mit hohem Frauenanteil. Konkret geht es um Einrichtungen der sozialen Arbeit und Erziehung sowie Pflege und Gesundheit, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilt. Unter anderem zielen die Aktionen auf Kindertagesstätten, Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Aber auch andere Bereiche des öffentlichen Dienstes von der Autobahnmeisterei bis zur Wasserwirtschaft werden betroffen sein.
Equal Pay Days und Frauentag: Viel Verantwortung und hohe Belastung
Schwerpunkt sind anlässlich des Equal Pay Days am Freitag und des Frauentags am Samstag die Berufe mit hohem Frauenanteil. "Insbesondere die sozialen Berufe werden weit überwiegend von Frauen ausgeübt", betonte die Landesleiterin von Verdi Bayern, Luise Klemens. "Ohne sie wäre unsere Gesellschaft nicht handlungsfähig. Mit ihrem Streik fordern sie mehr Lohngerechtigkeit sowie bessere Arbeitsbedingungen."
Im öffentlichen Dienst arbeiten in der Pflege, in Kitas und in der Sozialarbeit laut Verdi mehrheitlich Frauen. Die Beschäftigten trügen hohe Verantwortung, seien aber oft durch die schlechten Bedingungen großen emotionalen Belastungen ausgesetzt, moniert Verdi. "Für uns ist eine angemessene Bezahlung für typisch weibliche Berufe eine zentrale Forderung. Doch wir fordern auch strukturelle Änderungen, die faire und gesunde Arbeitsbedingungen ermöglichen", sagt der Verdi-Fachbereichsleiter für das Gesundheitswesen in Bayern, Robert Hinke.
Einen kompletten Überblick über die für Freitag geplanten Aktionen gibt es bisher noch nicht. Besonders häufig wird es allerdings den Bereich Krankenhäuser in verschiedenen Teilen des Freistaats treffen, darüber hinaus auch Kindertagesstätten.