Verdi ruft zum Großstreik auf: Welche Bereiche in München betroffen sind

Hintergrund des Streiks sind die stockenden Tarifverhandlungen für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Was die Forderungen sind, wo in München gestreikt wird.
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Die zentrale Kundgebung für den Gesundheitsbereich findet am 7. März vor dem Krankenhaus Schwabing statt. (Archivbild)
Die zentrale Kundgebung für den Gesundheitsbereich findet am 7. März vor dem Krankenhaus Schwabing statt. (Archivbild) © imago/Alexander Pohl

München - Die Gewerkschaft Verdi kündigt einen "Großstreiktag im Gesundheitsbereich" an: Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ruft die Beschäftigten der Branche im öffentlichen Dienst am Donnerstag und Freitag (6./7. März) zu einem Warnstreik auf.

"Ein starkes Signal an die Arbeitgeber: Es muss sich endlich etwas ändern"

Die zentrale Kundgebung für den Gesundheitsbereich steigt am Freitag ab 11 Uhr vor dem Krankenhaus Schwabing. Hintergrund des Streiks sind die stockenden Tarifverhandlungen für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen.

"Die Beschäftigten in Krankenhäusern, Pflegeheimen und sozialen Einrichtungen arbeiten unter extremem Druck. Sie retten Leben, versorgen Kranke und pflegen unsere Angehörigen – doch ihre Arbeitsbedingungen sind untragbar", wird Claudia Weber, Geschäftsführerin von Verdi München in der Mitteilung zitiert. Für sie ist der Streik "ein starkes Signal an die Arbeitgeber: Es muss sich endlich etwas ändern".

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Die zweite Verhandlungsrunde sei "zäh" gewesen, sagt Verdi, die Arbeitgeberseite habe kein Angebot vorgelegt, plädiere zudem für eine Laufzeit von 36 Monaten.  Die dritte Verhandlungsrunde beginnt am 14. März in Potsdam.

Betriebe, die zum Warnstreik aufgerufen sind:

  • Städtische Krankenhäuser
  • Arbeiterwohlfahrt (AWO)
  • Münchenstift

Forderungen von Verdi:

  • Acht Prozent mehr Gehalt im Volumen, mindestens jedoch 350 Euro monatlich mehr
  • Laufzeit von zwölf Monaten
  • Höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten
  • Erhöhung der Ausbildungsvergütungen und Praktikumsentgelte um 200 Euro monatlich
  • Drei zusätzliche freie Tage zur Entlastung der Beschäftigten
  • Ein "Meine-Zeit-Konto" für mehr Flexibilität

Die Arbeitnehmervertreter beklagen, dass die steigenden Lebenshaltungskosten und die chronische Überlastung in den Gesundheitsberufen die Beschäftigten stark belasten. Der Personalmangel in Kliniken, Pflegeeinrichtungen und sozialen Diensten führe zu immer schlechteren Arbeitsbedingungen: "Die Beschäftigten im Gesundheitsbereich sind Tag und Nacht für das Wohl der Menschen da – doch ihre Arbeit wird nicht ausreichend gewürdigt."

Kein Warnstreik beim Bayerischen Roten Kreuz

Nicht vom Warnstreik betroffen ist das Bayerische Rote Kreuz (BRK), der nach eigenen Angaben an den Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD) gebunden ist, sondern einen eigenen Haustarif hat: "Im BRK werden keine Dienste, damit auch nicht der Rettungsdienst, Pflegeeinrichtungen oder Kindertageseinrichtungen bestreikt."

Warnstreiks auch in Pflegeeinrichtungen und Kitas

Die Warnstreiks im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes treffen am Freitag besonders Bereiche mit hohem Frauenanteil. Konkret geht es um Einrichtungen der sozialen Arbeit und Erziehung sowie Pflege und Gesundheit, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilt. Unter anderem zielen die Aktionen auf Kindertagesstätten, Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Aber auch andere Bereiche des öffentlichen Dienstes von der Autobahnmeisterei bis zur Wasserwirtschaft werden betroffen sein. 

Equal Pay Days und Frauentag: Viel Verantwortung und hohe Belastung

Schwerpunkt sind anlässlich des Equal Pay Days am Freitag und des Frauentags am Samstag die Berufe mit hohem Frauenanteil. "Insbesondere die sozialen Berufe werden weit überwiegend von Frauen ausgeübt", betonte die Landesleiterin von Verdi Bayern, Luise Klemens. "Ohne sie wäre unsere Gesellschaft nicht handlungsfähig. Mit ihrem Streik fordern sie mehr Lohngerechtigkeit sowie bessere Arbeitsbedingungen."

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Im öffentlichen Dienst arbeiten in der Pflege, in Kitas und in der Sozialarbeit laut Verdi mehrheitlich Frauen. Die Beschäftigten trügen hohe Verantwortung, seien aber oft durch die schlechten Bedingungen großen emotionalen Belastungen ausgesetzt, moniert Verdi. "Für uns ist eine angemessene Bezahlung für typisch weibliche Berufe eine zentrale Forderung. Doch wir fordern auch strukturelle Änderungen, die faire und gesunde Arbeitsbedingungen ermöglichen", sagt der Verdi-Fachbereichsleiter für das Gesundheitswesen in Bayern, Robert Hinke.

Einen kompletten Überblick über die für Freitag geplanten Aktionen gibt es bisher noch nicht. Besonders häufig wird es allerdings den Bereich Krankenhäuser in verschiedenen Teilen des Freistaats treffen, darüber hinaus auch Kindertagesstätten. 

 

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33 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • meingottwalter am 09.03.2025 09:02 Uhr / Bewertung:

    Deutschland ist ein Streikland geworden. Erzieher/innen streiken gefühlt mindestens jedes Jahr. Die verdienen mittlerweilen nicht mehr so schlecht.

  • Ultralöwe am 07.03.2025 10:52 Uhr / Bewertung:

    Da sieht man mal wieder wieviel Ahnungslose hier diskutieren und Behauptungen aufstellen die hinten und vorne nicht passen. Bei der Stadt, Stadtwerke, Krankenhäuser, Kitas usw. sind die wenigsten Leute Beamte und auch bei den Lehrern ist die Tendenz stark Rückläufig. Wie wurden die Pflegekräfte zur Coronazeit als Helden gefeiert und bessere Bezahlung gefordert, was ist passiert, nichts. Was verdienen die Kitas-Leute die sämtliche Kinder aus verschiedensten Nationen betreuen müssen, oder die Stadtwerkler die das Gas, Strom, Wasser am Laufen halten, den Müll entsorgen? Ðie bekommen kein 13 oder 14 Monatsgehalt wie in der Autoindustrie. Bei den Leuten, die über die Weihnachts- und Sylvestertage arbeiten mußten, wurden sogar die Lebkuchen, die sie bisher als Trostpflaster bekommen haben eingespart. Übrigens, die Stadtwerke wurden privatisiert und da gibt es KEINE Beamte mehr. Konzerne machen Milliarden Gewinne, und ihr neidet 5% mehr Lohn bei den Kleinverdienern. Toller Zusammenhalt.

  • Sarah-Muc am 07.03.2025 12:51 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Ultralöwe

    Perfekt beschrieben! Danke!

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