Mega-Warnstreik: Flughafen München stellt Betrieb am Sonntag und Montag ein

München - Pendler und Reisende in ganz Deutschland müssen sich am kommenden Montag auf weitreichende Einschränkungen im Bahn-, Luft- und Nahverkehr sowie auf Wasserstraßen einstellen.
Mit einem großangelegten bundesweiten Warnstreik wollen die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sowie Verdi an dem Tag große Teile des öffentlichen Verkehrs lahmlegen, wie beide Organisationen am Donnerstag in Berlin mitteilten. "Es wird im gesamten Bundesgebiet zu starken Verzögerungen bis hin zum Erliegen der Verkehrsdienste in allen genannten Bereichen kommen", hieß es.
Mega-Warnstreik: Bahnverkehr und Flughäfen betroffen
Betroffen sind von der beispiellosen Warnstreik-Aktion der Fern-, Regional-, und S-Bahn-Verkehr der Deutschen Bahn sowie weiterer Eisenbahn-Unternehmen. Verdi ruft zudem zu Arbeitsniederlegungen im öffentlichen Nahverkehr in den Bundesländern Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Sachsen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Bayern. Auch die Autobahngesellschaft soll bestreikt werden, ebenso wie die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Auch an mehreren Flughäfen soll gestreikt werden.
Die Warnstreiks an Flughäfen betreffen den Gewerkschaften zufolge einerseits die Verhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, zum anderen örtliche Verhandlungen für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste sowie die bundesweiten Verhandlungen für die Beschäftigten der Luftsicherheit.
Verdi rief die Beschäftigten der Sicherheitsgesellschaft München (SGM), der FMG/AeroGround sowie die Beschäftigten der FM Sicherheit am Flughafen München zu einem zweitägigen Warnstreik für den 26. und 27. März auf. "Es ist dringend notwendig, die Einkommen am Flughafen zu erhöhen, um Kolleg*innen für die Arbeit am Flughafen zu gewinnen. Sonst droht uns auch in diesem Sommer ein Flugchaos wie bereits im letzten Jahr", so Manuela Dietz von ver.di Bayern.
Weiter teilte Dietz mit: "Der Flughafen München ist der einzige fünf Sterne Flughafen Europas! Dies ist nur durch die gute Arbeit der Kolleg*innen vor Ort möglich. Dafür haben die Beschäftigten auch eine fünf Sterne Vergütung verdient, denn nur so können alle sicher reisen."
Flughafen München stellt Sonntag und Montag Betrieb ein
Aufgrund des Streiks wird am Sonntag und am Montag der reguläre Betrieb eingestellt, wie die Flughafengesellschaft mitteilte. Es werde "kein regulärer Passagier- und Frachtverkehr am Münchner Airport stattfinden." Betroffene Passagiere werden gebeten, sich an ihre jeweilige Fluggesellschaft zu wenden.
"Es werden voraussichtlich rund 200.000 Passagiere betroffen sein", teilte Jost Lammers mit. Der Flughafen-Chef kritisierte den Aufruf von Verdi massiv: "Die Arbeitsniederlegung am Flughafen München stellt eine beispiellose Eskalation dar und ist überzogen und völlig unverhältnismäßig." Das Drehkreuz München mit internationalen und interkontinentalen Verbindungen "wird praktisch stillgelegt. Damit entsteht ein immenser wirtschaftlicher Schaden, ganz abgesehen vom Imageschaden für unseren Wirtschaftsstandort Deutschland".
Auf der Schiene sind neben der Deutschen Bahn laut EVG unter anderem die Bahn-Unternehmen Transdev, AKN, Osthannoversche Eisenbahnen, erixx, vlexx, eurobahn sowie Die Länderbahn betroffen. "Der ganztägige Streik beginnt in der Regel in der Nacht vom 26. auf den 27. März um 00.00 Uhr und endet um 24.00 Uhr", teilten beide Gewerkschaften weiter mit.
MVG: So sollen U-Bahnen, Trams und Busse in München fahren
Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) geht momentan davon aus, dass es zu Einschränkungen bei U-Bahn, Bus und Tram kommen wird. Wie sie am Donnerstag mitteilte, plant sie jedoch, "zumindest einen Teil des Linienbetriebs aufrechtzuerhalten".
Bei der U-Bahn müsse der Betrieb zunächst aus Sicherheitsgründen eingestellt werden. Ob er später aufgenommen werden kann, hänge von der Anzahl des verfügbaren Personals ab und könne erst kurzfristig entschieden werden. Die Priorität liege dann bei den Linien U3 und U6. Gleiches gilt für die Tram: Hier werden bevorzugt die Linien 20 und 25 bedient.
Beim Bus könnte jedes zweite Fahrzeug zum Einsatz kommen. Auf allen Linien soll es möglichst einen 20-Minute-Takt geben. Der CityRing 58/68 sowie der ExpressBus X30 entfallen.
Werner Albrecht, der für die Stadtwerke München (SWM) und die MVG bei beiden Tarifverhandlungen am Tisch sitzt: "Die Gespräche fanden stets in konstruktiver Atmosphäre statt – die Abschlüsse für die beiden uns betreffenden Tarifverträge TV-N Bayern und TV MVG sind in Reichweite." In dieser Situation sei es "unverständlich, dass Verdi die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erneut zum Streik aufruft."
Beim letzten Streik hätten vor allem die Fahrgäste die Auswirkungen zu spüren bekommen. "Die Tarifparteien sollten nun gemeinsam und ernsthaft am Verhandlungstisch Lösungen suchen. Termine hierfür stehen schon längere Zeit fest", so Albrecht weiter.
Bahn rechnet mit "massiven Beeinträchtigungen" im Bahnbetrieb
Die Deutsche Bahn rechnet mit "massiven Beeinträchtigungen" für den gesamten Bahnbetrieb. "Genauere Informationen zu Auswirkungen auf den Verkehr folgen", teilte der Konzern am Donnerstag mit. "Klar ist bereits jetzt, dass für die betroffenen Fahrgäste umfangreiche Kulanzregelungen vorgesehen sind."
Die Bahn kritisierte den Arbeitskampf als "als grundlos und unnötig". "Die EVG muss sich ihrer Verantwortung stellen und umgehend an den Verhandlungstisch zurückkehren", forderte Personalvorstand Martin Seiler. "Unsere Mitarbeitenden und Fahrgäste brauchen jetzt eine zügige Lösung, keinen großen Warnstreik."
Gewerkschaften fordern mehr Lohn
Mit den Aktionen erhöht Verdi den Druck für die am Montag beginnende dritte Verhandlungsrunde mit Bund und Kommunen. Gemeinsam mit dem Beamtenbund dbb fordert die Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro mehr Lohn. Die Arbeitgeber hatten in der zweiten Verhandlungsrunde Ende Februar ein Angebot vorgelegt. Es umfasst unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2.500 Euro.
Ende Februar begannen zudem die Verhandlungen der EVG mit der Bahn und rund 50 weiteren Eisenbahn-Unternehmen. Die Gewerkschaft hatte in der vergangenen Woche ein erstes Angebot der Bahn abgelehnt. Sie fordert mindestens 650 Euro mehr Lohn. Bei den höheren Entgelten strebt sie eine Steigerung um zwölf Prozent an bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Die Bahn hatte unter anderem angeboten, die Löhne der rund 180.000 betroffenen Beschäftigten in zwei Schritten um insgesamt 5 Prozent anzuheben sowie mehrere Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2.500 Euro in Aussicht gestellt.
Der Nah- und Fernverkehr sowie Flughäfen in ganz Deutschland wurden schon vor mehr als 30 Jahren im Zuge eines mehrwöchigen Streiks gleichzeitig bestreikt. Bei diesem harten Arbeitskampf im öffentlichen Dienst im Frühjahr 1992 legten mehrere hunderttausend Beschäftigte zeitweise die Arbeit nieder. Dabei handelte es sich aber um einen regulären Arbeitskampf, nicht um Warnstreiks.