Vater und Sohn im Tod vereint?

Rudolf S. warf sich am Samstag vor einen Zug, zusammen mit einem 20-jährigen Mann, der wahrscheinlich sein Sohn war. Ein Selbstmord, der viele Fragen aufwirft: Spielte sich ein Familiendrama ab? Warum hatte sich seine Lebensgefährtin vor ihm gefürchtet?
von  Abendzeitung
Rudolf S. (links) und sein Sohn, der sich wohl gemeinsam mit seinem Vater vor einen Zug geworfen hat.
Rudolf S. (links) und sein Sohn, der sich wohl gemeinsam mit seinem Vater vor einen Zug geworfen hat. © Denk

Rudolf S. warf sich am Samstag vor einen Zug, zusammen mit einem 20-jährigen Mann, der wahrscheinlich sein Sohn war. Ein Selbstmord, der viele Fragen aufwirft: Spielte sich ein Familiendrama ab? Warum hatte sich seine Lebensgefährtin vor ihm gefürchtet?

Die Geschichte um den rätselhaften Tod des Rentners Rudolf S. wird immer mysteriöser: Der geborene Unterschleißheimer, der 66 Jahre alt wurde, war am Samstag gegen 19 Uhr mit einem zweiten Mann am S-Bahnhof Fasanerie aus einem Gebüsch plötzlich vor den Regionalexpress München – Hof getreten. Der Lokführer (29) sah die beiden Männer zu spät, die Lok überfuhr sie. Die Polizei stellte die Identität von Rudolf S. mit Hilfe eines Fingerabdrucks sicher. Der zweite Mann soll der 20-jährige Sohn von Rudolf S. und Renate H. sein.

Der Tod der beiden – ein fürchterliches Familiendrama? Jetzt kam noch heraus: Rudolf S. ist kein Unbekannter. Er und Renate H. hatten 2006 das Parkhotel Grafenau im Bayerischen Wald geleitet – und wurden im November polizeibekannt, weil sie über Ebay 2000 Wellness-Gutscheine für ihr Hotel verkauft hatten, die sie nie einlösten. Renate H. war am 9. November mit dem Geld durchgebrannt, vor den verschlossenen Türen standen wütende Gäste.

Der zweite Mann könnte laut Polizei der 20-jährige gemeinsame Sohn von Rudolf S. und Renate H. sein, er heißt Martin. Die Polizei prüft noch DNA-Spuren. Beide hatten auch eine 21-jährige Tochter. Zusätzlich hatte Rudolf S. noch drei Kinder aus seiner nie geschiedenen Ehe mit einer Münchnerin.

In letzter Zeit hatte sich das Verhältnis von Rudolf S. und Renate H. sehr verschlechtert: Die 60-Jährige hatte Rudolf S. immer wieder in Unterschleißheim besucht, sich laut Polizei aber vor kurzem einem Neuen „zugewandt“. Am Freitag morgen war sie aus Rudolf S. Wohnung in der Raiffeisenstraße in Unterschleißheim, einem ehemaligen Schreibwarengeschäft, geflohen. Sie beschuldigt ihn, sie festgehalten, geschlagen und vergewaltigt zu haben. Die Polizei prüft die Vorwürfe. Daraufhin hatte ein Sondereinsatzkommando das Geschäft gestürmt, Rudolf S. war da schon verschwunden.

Warum sich Sohn Martin mit seinem Vater vor den Zug warf, bleibt jedenfalls noch immer ungeklärt. Die Polizei geht aber von einem „eindeutigen Suizid“ aus. „Die Männer gingen auf den Zug zu“, sagte Polizeisprecher Peter Reichl. Renate H. hatte in Vernehmungen ausgesagt, Martin habe beide kurz vor der Tragödie immer im Auto an verschiedene Orte gefahren Die Polizei prüft, ob er von den Vorwürfen von Renate H. gegenüber dem toten Rudolf S. wusste. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob der Fall weiter untersucht werden soll.

Thomas Gautier

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