Varieté-Pop und Todes-Tändelei
Amanda Palmer: Die Sängerin der Dresden Dolls stellt ihr Solo-Album vor.
Amanda Palmer ist auf ihre eigene, ganz eigenartige Weise wohl so etwas wie eine Stilikone. Gut, es gibt nicht viele, die sich kleiden wie eine durch die Jahrhunderte vergilbte Varieté-Sängerin. Aber es gibt viele, die dieser Stil fasziniert. Zusammen mit Brian Viglione schuf die Sängerin aus Boston The Dresden Dolls. Ein düsteres Pop-Kabarett-Duo.
Solo zeigt Amanda jetzt, dass sie auch ohne Partner zu Eigensinnigem fähig ist. Der Sänger und Pianist Ben Folds hat das Album mit ihr produziert. „Who Killed Amanda Palmer“ heißt ihr Werk, das ein sehr merkwürdiges Moment in die Pop-Kultur trägt: das Makabre. Auf dem Cover ist die Sängerin zu sehen. Kunstvoll hingestreckt, drapiert auf einen Dielenboden. Ihre Hand hält ein Hirschgeweih. Abgedruckt liest man einen Artikel von Neil Gaiman aus dem Jahre 1965, der sich an die wilden Spekulationen um Amanda Palmers Tod erinnert.
Wenn der Tod an sich schon ein Tabu ist, dann der eigene in verstärktem Maße. Gleichzeitig gibt es Gedanken, die ihre eigene Dynamik entwickeln. Amanda Palmer tändelt mit der Vergänglichkeit und man hört ihre sehr lebendige Stimme auf diesem Album sich mit dem Finalen beschäftigen. Der hymnisch emotionale Überschwang von Songs wie „Ampersand“ bekommt in diesem Kontext eine ganz besondere Note. Der heisere Piano-Pop „Leeds United“, durch den plötzlich New-Orleans-Bläser ziehen, ist, so gesehen, natürlich nah am Ende gebaut. Und so betrachtet, darf man natürlich mit dem Tod tändeln, weil ja immer eines klar ist: Er hat das letzte Wort.
Christian Jooß
59:1, Sonnenstraße 27, Beginn: 21.30 Uhr, Eintritt: 17,50 Euro zzgl. Gebühr
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