Valls’ Auftritt in München: Das Ende der Hoffnung

Der Chefredakteur der Abendzeitung über die Aussage von Manuel Valls in München, Europa und die Flüchtlingskrise.
Erst hat Frankreichs Premierminister Manuel Valls noch den Schöngeist gegeben in München. Da ließ er sich mit Brimborium außerhalb der Öffnungszeiten durch die Neue Pinakothek führen. Als Kenner und Liebhaber der Romantik. Um am nächsten Tag knallhart zu erklären, Frankreich nehme keinen weiteren Flüchtling auf – außer jenen 30 000 von insgesamt 160 000, über deren Verteilung sich die EU im vergangenen Jahr verständigt hat.
Diese Absage bedeutet nicht weniger als das Ende aller Hoffnungen der Bundesregierung, Verbündete zu finden in der Flüchtlingskrise.
Als Bundeskanzlerin Angela Merkel im Herbst humanitäre Hilfe für Kriegsopfer zugesagt hat, erfolgte dies auch im Vertrauen auf ihre eigene Stärke: Europa werde ihr, der mächtigsten Frau des Kontinents, schon folgen. Das steht seit Valls’ Auftritt in München als Irrtum fest.
Nur nationale Lösungen bleiben
Die Osteuropäer inklusive der ach so katholischen Polen, die Nächstenliebe lieber anderen überlassen, sind Merkel längst von der Fahne gegangen. Die Briten halten Europa für verzichtbar. In Frankreich wendet sich nun der vermeintlich engste Verbündete ab.
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Übrig bleiben in der Flüchtlingsfrage nur mehr nationale Lösungen, die sich Merkel nie gewünscht hat. Jetzt kann sie sich ihnen nicht mehr verweigern. Sie stellen Deutschland vor größere Probleme als alle anderen EU-Länder. Von diesen Hilfe zu verlangen, auch finanzielle, ist jetzt geboten. In Europa die meisten Geflüchteten zu nehmen und das meiste Geld in eine Solidargemeinschaft zu geben, die diesen Namen nicht verdient: Das kann sich Deutschland kaum mehr leisten. Genausowenig wie illoyale Verbündete, selbst wenn sie romantische Schöngeister sind.