US-Konsulin Gavito in München: "Gehen Sie nach Washington!"

München - Als "The Star Spangled Banner", die amerikanische Nationalhymne ertönt, greift sich Jennifer Gavito ans Herz. Für die Generalkonsulin ist es gestern ein besonderer Moment auf der Independence-Day-Feier des amerikanischen Generalkonsulats. Eigentlich müsste die erst am 4. Juli stattfinden - doch wegen des G20-Gipfels in Hamburg wurde der Unabhängigkeits-Feiertag vorgezogen. Etwa 800 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur waren eingeladen, viele folgten der Einladung bei strahlendem Sonnenschein gerne.
Sie erwartete ein Abbild der amerikanischen Kultur, wie es klischeehafter kaum sein könnte: Die Fast-Food-Kette McDonald's servierte Chicken Nuggets und Burger, Getränke wurden in Pappbechern ausgeschenkt und Dunkin' Donuts sponserte das Dessert. Dazu gab es Evergreens von einer in die Nationalflagge gehüllten Sängerin.
Die Gäste hatten sich mehr oder weniger fein gemacht: Amerikanisch-lässige Flip-Flops und Shorts schmückten den Garten des Konsulats ebenso wie flatternde Blumenkleider und korrekte Anzüge mit rot-weiß-blauen Einstecktüchern.
Noch patriotischer wurde es, als das Marine Security Guard Department die amerikanische Fahne auf den Rasen vor dem Konsulat trug. Anschließend betonte die Europaministerin Beate Merk in ihrer Rede die Bedeutung der "wertvollen Freundschaft" zwischen Bayern und Amerika.
"Dieser Tag ist nicht nur ein amerikanischer Feiertag, sondern der Geburtstag unserer gemeinsamen Überzeugungen." Sie betonte auch die Wichtigkeit des freien Handels und forderte die Stärkung Europas. "Trump erinnert uns daran, dass wir ein starkes Europa brauchen." Trotzdem sei und bleibe Amerika "Partner Nummer eins".
Konsulin Gavito - mit dunkelblauem Kleid und roter Kette in Nationalfarben gekleidet - räumte ein, dass sie viel zum Umgang mit der neuen US-Administration gefragt werde und auch, wie das Verhältnis und die Zusammenarbeit mit Amerika in Zukunft aussehen werden. Sie riet den Bayern, nach Washington zu gehen und über ihre Erwartungen, Hoffnungen und Sorgen zu sprechen.
Der AZ sagt sie: "Die Deutschen sind sehr informiert und haben viele Fragen. Auch wir selbst wissen noch nicht genau, was uns die Regierung anbieten wird, aber das ist ein Teil des demokratischen Prozesses." In Ihrer Rede betonte sie jedoch, dass der Austausch zwischen Amerika und Deutschland ebenso rege sei wie eigentlich immer seit Ende des Zweiten Weltkriegs.
Anschließend verabschiedete sie den Auslandsdienst-Angestellten Joe Koen in den Ruhestand und überreichte ihm als Geschenk eine der Fahnen, die über dem amerikanischen Konsulat wehen.
Es wird voraussichtlich das letzte Jahr der Konsulin in München sein. Was sie am meisten an der bayerischen Hauptstadt vermissen wird? "Die grünen Plätze, das Essen und das Radfahren - das kann man nirgendwo besser."
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