US-Deserteur: Der Fall wird zum Politikum
Ex-Soldat André Shepherd will Asyl in Bayern – und hofft auf ein EU-Gericht: Im Irak-Krieg wollte er nicht wieder an Kriegsverbrechen beteiligt werden.
MÜNCHEN Der Rebell lebt am Chiemsee. Und will dort bleiben: Ex-US-Soldat André Shepherd (35) will Asyl in Bayern. 2007 war der Mann aus Cleveland, Ohio, aus der US-Armee desertiert. Der Grund: Er wollte nicht mehr von seiner Basis in Bayern zurück in den Irak, wo er 2004 für seine Einheit Hubschrauber repariert hatte. Er fürchtete, bei einem erneuten Einsatz an Kriegsverbrechen beteiligt zu werden.
Seine Klage wird immer mehr zum Politikum und ist inzwischen beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg gelandet.
„Die Stadt Falludscha wurde praktisch ausradiert, nur die Frauen und Kinder durften vor den totalen Bombardements die Stadt verlassen. Das war schlichtweg Mord”, begründet Shepherd seine Fahnenflucht. Connection e.V., eine Hilfsorganisation für Deserteure und Kriegsdienstverweigerer, unterstützt ihn. Die US-Armee habe bei ihrem Einsatz nicht zwischen Zivilisten und Rebellen unterschieden, sagt Sprecher Rudi Friedrich. „Was in Falludscha geschehen ist, kann man als völkerrechtswidrige Aktion bezeichnen.”
Das ist deshalb für Shepherds Klage wichtig, weil ein Bruch des Völkerrechts Voraussetzung ist, um als Flüchtling anerkannt zu werden. Das ist in der so genannten Qualifikationsrichtlinie festgelegt.
Die erste Runde hatte Shepherd noch verloren: Das Bundesamt für Migration lehnte seinen Asylantrag am 31. März 2011 ab. Jetzt hofft er aufs Verwaltungsgericht. Die Münchner Richter wollen aber aus Luxemburg eine Vorabentscheidung – als Entscheidungshilfe. Das wird viele Monate dauern.
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