Urne weg: "Wo ist die Asche meines Mannes?"

Die Witwe von Schauspieler Alexander Kerst († 86) besucht dessen letzte Ruhestätte und stellt schockiert fest: Die Nische ist leer. Die Stadt hat die Urnen verräumt. „Eine Frechheit”.
Julia Lenders |
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Leergeräumt: Die Urnen-Nischen an der Friedhofsmauer auf dem Alten Bogenhauser Friedhof werden gerade saniert. "Man muss die Angehörigen doch informieren", beschwert sich Ingrid Kerst über die leere Urnennische. Ihr Mann, Schauspieler Alexander Kerst (kl. Foto), ist vor 17 Monaten gestorben.
Manteuffel Urne, API Leergeräumt: Die Urnen-Nischen an der Friedhofsmauer auf dem Alten Bogenhauser Friedhof werden gerade saniert. "Man muss die Angehörigen doch informieren", beschwert sich Ingrid Kerst über die leere Urnennische. Ihr Mann, Schauspieler Alexander Kerst (kl. Foto), ist vor 17 Monaten gestorben.

Die Witwe von Schauspieler Alexander Kerst († 86) besucht dessen letzte Ruhestätte in Bogenhausen und stellt schockiert fest: Die Nische ist leer. Die Stadt hat die Urnen verräumt. "Eine Frechheit".

MÜNCHEN - Sie wollte bloß ein paar Maiglöckchen vorbeibringen. Doch als die Witwe Ingrid Kerst am Bogenhauser Friedhof ankam, durchfuhr sie ein riesiger Schreck. Gähnende Leere – da, wo sonst die Urne ihres Mannes Alexander Kerst († 86) steht. Auch alle anderen acht Nischen in der Urnenwand sind ausgeräumt. Wohin die Asche der Toten gebracht wurde? Kein Zettel an der Mauer, der eine Erklärung liefern würde.

„Das geht doch nicht”, sagt die 74 Jahre alte Witwe. „Man muss die Angehörigen doch informieren!” Der Schauspieler Alexander Kerst ist vor 17 Monaten gestorben. Seine Tochter Victoria hat seine Asche bei der Beisetzung getragen. „Es beschäftigt meine Mutter sehr, dass sie nicht weiß, wo genau die Urne jetzt ist”, berichtet sie. Direkt vor der leeren Wand hätten sie und ihre Mutter am 1. Mai auch zwei Angehörige eines anderen Toten getroffen. Auch diese beiden – ratlos. Victoria Kerst konnte allerdings zur Beruhigung der geschockten Hinterbliebenen beitragen.

Sie hatte sich im vorigen Jahr bei der Stadt beschwert, dass die Mauer in keinem guten Zustand war. Damals hieß es, im Frühjahr stünde irgendwann eine Sanierung an. Und jetzt sah man, dass an der Wand schon gearbeitet worden war. Eine klare Erklärung für das Ganze. Nicht aber für die Frage, wo die Urnen und die Abdeckplatten jetzt sind.

Erst als Victoria Kerst am Ostfriedhof anrief, erfuhr sie: Beides werde irgendwo dort verwahrt. Wann die Toten zurückkommen – das habe der Mann am Telefon nicht gewusst. Ihrer Mutter geht das alles nah: „Diese Eigenmächtigkeit der Stadt ärgert mich!”, erbost sich die Witwe.

Das städtische Gesundheitsreferat stellt das Geschehen anders dar. Ab 20. März habe es Aushänge in Schaukästen und an der Mauer selbst gegeben. Die Angehörigen seien mit einem „persönlichen Schreiben” informiert worden. Ende April habe die Sanierung begonnen und werde voraussichtlich bis nächste Woche dauern. Solange blieben die Urnen am Ostfriedhof – an einem nicht-öffentlichen Ort.

„Eine Frechheit”, findet Ingrid Kerst diese Aussage. Sie habe keine Post bekommen – obwohl sie die Grabnische für ihren Mann angekauft hat. Und ihre Tochter Victoria berichtet, sie sei vor dem Schock-Besuch am 1. Mai zuletzt kurz nach Ostern bei ihrem verstorbenen Vater gewesen. Auch da: kein Informations-Anschlag an der Mauer. Was in den Schaukästen gehangen sei, könne sie nicht beurteilen. „Da schaut keiner der Angehörigen rein.”

Jetzt hoffen die Kerst-Frauen, dass sie wenigstens erfahren, wann die Asche von Alexander Kerst an ihren Platz zurückkehrt. Die Tochter sagt: „Mein Mutter will dabei sein. Um sicher zu sein, dass auch wirklich die Urne meines Vaters hinter der Abdeckplatte steht.” 

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