Urbane Rallye durch die Bars
Jeden Freitag erzählt in der AZ ein bekannter Münchner von seinem Wochenende. Heute ist das die Rallyefahrerin Stefanie Manns.
Wenn mich mein Mann nicht stoppen würde, könnten wir uns meinetwegen am Wochenende auch einfach nur ins Auto setzen und einen ganzen Tag durch die Gegend fahren. Ich liebe das. Wenn ich die Wahl habe, fahre ich auch viel lieber mit dem Auto als irgendwohin zu fliegen.
Ich bin mit Autos groß geworden. Meine Eltern hatten eine Lkw-Vermietung. Bei uns vor der Haustür standen immer irgendwelche schweren Fahrzeuge herum. Mit denen habe ich dann auch relativ früh auf dem Hof meine Runden gedreht. Motoren haben mich schon immer interessiert. Und so bin ich irgendwann zum Rallyefahren gekommen.
So mit 26 habe ich mir zusammen mit einem Freund einen alten Mercedes-Geländewagen gekauft. Mit dem haben wir dann bei einer Amateur-Rallye in Afrika teilgenommen. Mittlerweile war ich zwei Mal bei der
Rallye Dakar und drei Mal bei der Silk Way dabei. Leider hatte ich vergangenes Jahr einen Unfall. Dass es einen mal überschlägt, das gehört ja zum Geschäft. Aber das war ein richtiger Unfall. Da hat es mir den ersten Lendenwirbel regelrecht zerschmettert. Jetzt habe ich ein paar Schrauben im Rücken. Deshalb muss ich ein Jahr pausieren.
Im Januar war wieder Rallye Dakar – und das ist das Schlimmste: bei Facebook die ganzen Fotos anschauen zu müssen, die die Fahrer-Kollegen da posten. Aber so kann ich meine Freizeit immerhin wieder mehr in München verbringen. Wir wohnen im
Gärtnerplatzviertel. Wenn wir ausgeschlafen haben, gehen mein Mann und ich am Samstag gerne auf den
Viktualienmarkt und holen uns eine Fischsemmel bei Fisch Witte. Ich komme ja ursprünglich aus dem norddeutschen Raum.
Wir schlendern sehr gerne durch die Stadt und treffen Freunde. Da kann’s dann schon mal passieren, dass wir von Spritz-Bar zu Spritz-Bar ziehen, angefangen bei der Bar Centrale über die ganzen Bars im Tal. Wir gehen mittags aber auch ganz gerne mal in Schumann’s Tagesbar. Für mich ist das ein bisschen wie Kino. Man sitzt da und schaut den Leute zu. Oder wir versacken in einem Wirtshaus, im Andechser am Dom oder im Bratwurst-Glöckl. An einem Samstag ist es einfach schön, mal nichts denken und nichts tun zu müssen.
Der Sonntag ist dann meistens dem Sport gewidmet. Sobald es 20 Grad warm ist, sitze ich auf dem Rennrad und fahre mit Freunden Richtung Berge. Oder ich gehe Tennis spielen. Ich bin Mitglied beim MTTC Iphitos. Aber da bin ich dann eher im Sommer. In der Halle spiele ich nicht so gerne.
Und wenn das Wetter schlecht ist, kann es auch schon passieren, dass ich das Haus mal einen Tag gar nicht verlasse, maximal bis zum Kiosk an der Reichenbachbrücke. Aber wenn man viel unterwegs ist, ist es auch schön, einfach mal daheim zu sein. Ich hoffe trotzdem, dass der Rücken mitmacht und ich vielleicht im Spätsommer oder im Herbst schon wieder Rallye fahren kann. Das Coole an diesen Rennen ist eben, dass man dabei ein bisschen die Welt kennen lernt. Man kommt an Orte, wo man als Tourist nie hinkommen würde. Ich vermisse das schon wirklich sehr.
Protokoll: Florian Zick
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