Uptown Munich: Tote Vögel überall
Moosach - Das Pflaster vor dem Uptown Munich ist ein Friedhof. Hier liegt die Singdrossel. Die Kohlmeise. Die Blaumeise. Der Turmfalke. Das Rotkehlchen. Die Tannenmeise. Das Wintergoldhähnchen. Die Schwanzmeise. Und der Zilp-Zalp. Dutzende gefiederte Leichen – alle mit gebrochenem Schädel.
Seit Monaten sterben die Vögel am Bürogebäude am Georg-Brauchle-Ring in Moosach. Zwischen den Häusern rund um den O2-Tower stehen große Glaswände, davor und dahinter stehen Bäume – auf denen sich vor allem Zugvögel ausruhen wollen. Fliegen sie das Uptown an, enden sie an der Glaswand und sterben qualvoll.
Es sind nicht nur ein paar Vögel. Im September und Oktober haben die Mitarbeiter des Instituts für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin der TU München über 50<TH>tote Vögel gezählt. Patienten müssten auf ihrem Weg in die Klinik durch Vogelleichen gehen. Ständig knallt es am Fenster, wenn wieder ein Vogel hineinfliegt.
„Das ist ein grauenvoller Anblick!“, sagt TU-Sportwissenschaftlerin Melanie Rank. „Manchmal machen sich Krähen über die toten Vögel her und fressen sie direkt vor unseren Augen.“
Das Phänomen ist nicht neu, sagt Sylvia Weber vom Vogelschutzbund (LBV). „Die Situation ist seit Jahren so“, sagt die Expertin für Artenschutz an Gebäuden. Schon 2005 habe sie die – ehemalige – Hausverwaltung des Uptown Munich auf die Vögel aufmerksam gemacht. „Es ist aber nichts passiert, was den Vogeltod abgeschwächt hätte.“
Bis jetzt hat sich kaum etwas daran geändert. Mitte Oktober schrieb TU-Professor Martin Halle an die jetzige Hausverwaltung Jones Lang Lassalle und bat um eine Lösung. Die ließ schwarze Greifvogelaufkleber an die Scheiben kleben. Die aber bringen nichts, sagt Sylvia Weber. „Die Vögel sehen nur einen schwarzen diffusen Fleck und fliegen einfach dran vorbei. Man müsste also hunderte Aufkleber anbringen, damit sie wirken.“ Tatsächlich lagen am nächsten Tag neue Vogelkadaver vorm Gebäude. Auch im November starben Dutzende Tiere, sagt Melanie Rank.
Besser seien Folien mit einem Karo-Raster-Muster, sagt Weber. Auf die reagierten die Vögel.
Die Hausverwaltung schreibt in einem Brief, „dass wir unterschiedliche Lösungskonzepte für das Problem prüfen und zeitnah die erforderlichen Maßnahmen umsetzen werden, da der Vogelschutz auch für uns wichtig ist“.
Bis März haben sie noch Zeit, sagt Sylvia Weber. Dann ziehen die Vögel aus dem Süden zurück.