Unwetter "Felix": Quadfahrer (26) von Baum erschlagen
MÜNCHEN - Böen, Regen und umstürzende Bäume: Im Unwetter "Felix" ist am Dienstag ein Quadfahrer bei Passau von einem Baum erschlagen worden. Eine Familie rettete sich aus einem Wohnwagen, den eine Böe in die Donau drückte. Das Unwetter legte auch den Flughafen lahm.
Der 26-jährige Mann war auf seinem vierrädrigen Quad in der Gemeinde Hauzenberg in Richtung Haag unterwegs, als ihn das Unwetter erwischte. Am Ortseingang von Haag stürzte plötzlich von rechts ein Baum quer über die Straße. Der junge Mann konnte nicht mehr ausweichen. Der Baum erfasst ihn, schlug ihn von seinem Quad. Der 26-Jährige war sofort tot. Ein Bekannter entdeckte ihn wenig später.
Die Familie kletterte im letzten Moment aus dem Wohnwagen
Im Landkreis Deggendorf konnte sich eine vierköpfige Familie gerade noch rechtzeitig in ihren Wohnwagen retten, doch dann machte sich das Gefährt plötzlich selbstständig: Eine Böe schob den Wohnwagen weg und drückte ihn in Richtung der 30 Meter entfernten Donau. Der Vater (32) traf innerhalb von Sekunden die richtige - lebensrettende - Entscheidung: Alle raus! Der Mann, seine Frau (28) und ihre beiden Kinder (4, 1) konnten den Wagen gerade noch rechtzeitig verlassen, da schleuderte ihn eine neue Böe in die Donau. Ein Arbeiter, der am gegenüberliegenden Ufer in einem Kiesbagger saß, rettete schließlich auch noch den Wohnwagen: Er drückte ihn mit seinem Bagger in eine Kiesbank und verhinderte so, dass er davontrieb. Die Familie blieb unverletzt, die Mutter erlitt allerdings einen leichten Schock.
In München war vorübergehend der Flugverkehr lahmgelegt. Viele Flugzeuge, die landen wollten, mussten Warteschleifen drehen. 14 Flüge wurden ganz gestrichen. Nach einer knappen Stunde konnten die Maschinen gegen 19.25 Uhr wieder starten und landen. Auf überschwemmten Fahrbahnen gerieten Autofahrer ins Rutschen. Auf den Autobahnen A 7, A 8 und A 9 rissen die Sturmböen Lkw-Anhänger um. Äste, Buschwerk und umgestürzte Bäume behinderten den Verkehr. Die Autobahn A 8 musste bei Odelzhausen wegen Überflutung komplett gesperrt werden.
Im Stadtgebiet von München blieb es vergleichsweise ruhig. Die Polizei registrierte von 17.30 Uhr bis 19.30 Uhr nur zehn Einsätze, die Feuerwehr rückte 50 Mal aus. Überflutete Keller gab es nicht, dafür reichte der Regen nicht aus. Dafür stürzten Bäume und Äste auf die Straßen.
Keller und Unterführungen wurden überflutet, Verspätungen im Bahnverkehr
In mehreren Landkreisen Bayerns stürzten Bäume um und blockierten Straßen. Außerdem knickten Strommasten um, Keller und Unterführungen liefen voll Wasser. Die Rettungskräfte rückten zu hunderten Einsätzen aus. Auch der Bahnverkehr war betroffen. Nach Angaben eines Bahnsprechers waren einige Strecken im Allgäu und rund um München durch Bäume blockiert. Blitze beschädigten zudem teilweise Stellwerke und Signale. Aus diesem Grund komme es auch am Mittwoch noch zu erheblichen Verspätungen und Zugausfällen im Regional- und S- Bahnverkehr, so die Bahn.
Beim Versuch, ein Dach wieder einzudecken, fiel in Perlesreut (Landkreis Freyung-Grafenau) ein 53-jähriger Landwirt herunter und verletzte sich schwer. Im niederbayerischen Hunderdorf (Landkreis Straubing-Bogen) geriet eine ehemalige Schreinerei in Brand. Das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern nieder, teilte die Polizei in Straubing mit. Brandursache war vermutlich ein Blitzschlag. Der Sachschaden wird auf 250.000 Euro geschätzt. Bei einem Brand einer landwirtschaftlichen Halle in Landau an der Isar (Landkreis Dingolfing-Landau) entstand ein Sachschaden von 100 000 Euro. In dem Gebäude waren 10 Fahrzeuge abgestellt. Menschen wurden nicht verletzt.
Der Wetterdienst Meteomedia meldete orkanartige Böen von bis zu 140 Stundenkilometern etwa im Bereich Landsberg am Lech. Im oberbayerischen Altenstadt im Landkreis Weilheim-Schongau wurde eine Frau schwer verletzt, als ein Ast auf ihr Auto stürzte. Im Landkreis Eichstätt fuhr ein Auto in einen entwurzelten Baum. Bei Senden im schwäbischen Landkreis Neu-Ulm knickte die Spitze eines Maibaumes ab und fiel auf ein vorbeifahrendes Auto.
Bei Pittenhart (Landkreis Traunstein) schlug ein Blitz in das Dach eines Bauernhauses ein. Der Besitzer konnte den Brand selbst löschen. Im Kreis Altötting deckte eine Sturmböe ein zehn Quadratmeter großes Dach in Burghausen ab, außerdem wurde ein Baustellenzaun auf die Fahrbahn geweht. Eine abgerissene Telefonleitung wurde im Kreis Mühldorf gemeldet.
Spitzenspiel fällt ins Wasser
Pech hatten auch die Fußballerinnen des FC Bayern. Am Dienstagabend wurde das Nachholspiel des Tabellenführers der Frauen-Bundesliga gegen den FCR Duisburg in Aschheim wegen des Unwetters abgesagt - dabei hätten die Fußballfrauen mit einem Sieg die Deutsche Meisterschaft feiern können. Deshalb waren Karl-Heinz Rummenigge und Gerd Müller extra gekommen - umsonst. Das Spiel soll kommende Woche nachgeholt werden.
AZ, dpa