Untreu: Da stach sie ihm die Schere mitten ins Herz

Mordprozess: Opfer war in Begleitung seiner Geliebten unterwegs. Der Mann (48) überlebt nach mehrstündiger Notoperation.
von  John Schneider
Verbirgt ihr Gesicht: Die 44-jährige Angeklagte.
Verbirgt ihr Gesicht: Die 44-jährige Angeklagte. © jot

München Als ihr die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft vorgelesen werden, weint die 44-Jährige. Versuchter Mord lautet die Anklage gegen sie. Die Lagerhelferin hatte am 3. September 2013 ihrem untreuen Mann eine Schere in die Brust gestoßen.

Das war laut Anklage geschehen: Per Telefon hatte die 44-Jährige ihrem Mann angekündigt, dass sie sich mitten in der Nacht zur Wohnung der Geliebten begeben würde, um diese zur Rede zu stellen. Daraufhin machte sich der 48-Jährige in Begleitung seiner zehn Jahre jüngeren Geliebten auf den Weg nach Hause. Am Stanigplatz, ganz in der Nähe der ehelichen Wohnung am Hasenbergl, begegneten sich die drei gegen 1.30 Uhr. Die Angeklagte habe ihren Mann angeschrieen, die Schere gezückt und sofort zugestochen.

Die Frau ließ von ihren Anwälten zum Prozessauftakt erklären, dass es ihr leidtue. Ihr Mann war bei dem Angriff am Herzen getroffen worden. Der Stich hatte den Herzbeutel durchstoßen und die Herzkammer verletzt. Eine mehrstündige Notoperation rettete sein Leben.

Dass es ihm wieder gut gehe, freut die Angeklagte. Sie schilderte allerdings eine ganz andere Version der Geschehnisse. Sie sei von ihm geschlagen worden und habe zur Schere gegriffen, weil sie Angst vor weiteren Schlägen gehabt habe.

Erst als er zu Boden ging, habe sie begriffen, dass er schwerer verletzt worden sein könnte. Sie habe dann seinen Kopf auf ihren Schoß gelegt und ihn beruhigt. Während die Staatsanwaltschaft glaubt, dass sie nichts zur Rettung ihres Mannes getan habe, gibt die Frau an, den gemeinsamen Sohn angerufen zu haben. Zu mehr sei sie aufgrund ihrer Sprachprobleme nicht in der Lage gewesen.

Die Sprachprobleme waren auch am ersten Prozesstag ein großes Thema. Die Angeklagte hatte Schwierigkeiten, ihren Dolmetscher zu verstehen. Immer wieder musste dieser neu ansetzen, um ihr die Fragen zu übersetzen. Bis es dem Vorsitzenden Richter Michael Höhne reichte. Er unterbrach die Sitzung. Mit einem neuen Dolmetscher soll es am Freitag weitergehen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.