Unterföhring: Ein Paradies für Eltern

Hier lässt sich’s sparen: In Unterföhring sind Kitas kostenlos. Die reiche Gemeinde im Norden von München bezahlt dies fast aus der Portokasse. Aber sie hat auch früh entschieden, Familien zu sponsern - und kein Hallenbad zu bauen.
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Unterföhrings SPD-Bürgermeister Franz Schwarz mit den Zwergerln des Kindergartens III. Die dürfen kostenlos in die Tagesstätte.
Daniel von Loeper Unterföhrings SPD-Bürgermeister Franz Schwarz mit den Zwergerln des Kindergartens III. Die dürfen kostenlos in die Tagesstätte.

Hier lässt sich’s sparen: In Unterföhring sind Kitas kostenlos. Die reiche Gemeinde im Norden von München bezahlt dies fast aus der Portokasse. Aber sie hat auch früh entschieden, Familien zu sponsern - und kein Hallenbad zu bauen.

Es gibt nicht viele Gründe für die Münchner, neidisch nach Unterföhring zu schielen. Das Heizkraftwerk Nord qualmt an der Gemeindegrenze, zersiedelt fädelt sich der 8500-Einwohner- Ort an der Hauptstraße auf, die Gewerbegebiete sind kein Augenschmaus. Aber: Die Medien- Gemeinde im Münchner Norden hat ein Plus, das die Münchner blass werden lässt.

Während in der Stadt Familien ächzen unter der Last der Kindergartengebühren, lacht sich Unterföhring eins: Hier gibt’s Betreuungsplätze kostenlos – und reichlich dazu.

"Geht's euch gut, Kinder?"

Am Vormittag spaziert eine Zwergerlgruppe am Rathaus vorbei. „Ja, da schau her, der Kindergarten III“, ruft Unterföhrings roter Bürgermeister Franz Schwarz heiter aus seinem Amtszimmer. „Geht’s euch gut, Kinder?“ Oh ja, gut geht’s ihnen, mitten in den Schulosterferien.

Zwei der drei Kindergärten, getragen von der AWO, sind geöffnet, damit die Eltern arbeiten können. 250 Kindergartenplätze bietet die Gemeinde, seit zwei Jahren auch 72 Krippenplätze und 120 im Hort. 800 000 Euro im Jahr lässt sich Unterföhring diesen Luxus kosten, den Eltern die Betreuungskosten abzunehmen.

Seit 27 Jahren schon, seit der SPD-Gemeindechef beschlossen hat, kein Hallenbad zu bauen, sondern Familien direkt zu sponsern. „Das hat sich voll ausgezahlt“, sagt Bürgermeister Schwarz. 1000 Bürger seien neu zugezogen in den letzten drei Jahren. „Die Hälfte sind junge Familien mit Kindern, anders als in der Stadt haben wir hier jetzt mehr junge Leute als Alte. Eine frische und fröhliche Gemeindestruktur.“

Mit dem Ersparten die Wohnung abbezahlen

Vor allem Mittelstandsfamilien zieht das Konzept an. Statt drüben in Ismaning kaufen sie ihr Haus oder die Eigentumswohnung in Unterföhring. „Das ist super“, sagt Bauingenieurin Daniela Gandl (38), die drei Kinder (9 und Zwillinge, 4), hat. „Mit dem, was wir an Kindergartenkosten sparen, zahlen wir unsere Wohnung ab.“ Wie viele ihrer Freunde.

Auch die Bewohner der neuen Häuser am Kelten- und Römerweg kalkulieren so – das haben auch die Bauträger, die rundum Neubausiedlungen aus dem Boden stampfen, erkannt, und werben gezielt mit den kostenlosen Krippen- und Kindergartenplätzen. Ein Immobilienverkäufer: „Das ist ein gutes Verkaufsargument. Das zahlt sich für die Käufer ja in Euro und Cent aus.“

240 Millionen auf der hohen Kante

Die reiche Medien- und Versicherungs- Gemeinde zahlt die Gratis-Kita-Plätze übrigens beinahe aus der Portokasse. Allianz, die Schweizer Rückversicherung, Fernsehsender wie der BR, ZDF Pro7, Sat 1, Premiere, Kabel 1, alle in Unterföhring ansässig, spülen jährlich einen Überschuss von 20 bis 40 Millionen Euro Gewerbesteuer in die Haushaltskasse.

Auf der hohen Kante liegen 240 Millionen Euro. Einfach so übrig. „Traumbedingungen, gell“, sagt Bürgermeister Schwarz – mit Blick auf die 2,6 Milliarden Euro, die die Stadt München als Schuldenberg abzutragen hat. Aber wir wollen ja nicht neidisch sein.

Irene Kleber

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