Unter Minus 10 Grad: Die Eiszeit kommt erst noch

MÜNCHEN - Der Winter setzt sich fest: Nächste Woche werden minus 10 Grad erwartet. Trotzdem trägt das Eis auf vielen Seen noch nicht. Auch am Wochenende besteht deshalb noch vielerorts Lebensgefahr
Nur eine Rettungsleiter auf der Eisfläche fanden die Einsatzkräfte der Feuerwehr vor, als sie am Mittwoch um 15.12 Uhr am See im Ostpark eintrafen. Ein Passant hatte der Polizei von zwei Buben berichtet, die in die dünne Eisfläche eingebrochen waren, aber von einem Mann gerettet werden konnten. Die Polizei vertrieb die 200 Menschen, die noch auf der Eisfläche liefen und forschten in den Münchner Krankenhäusern nach den Burschen. Die konnten aber nirgends ausfindig gemacht werden. Sie sind offenbar wohlauf.
Die beiden Buben sind wohl die ersten, die dieses Jahr ins Eis eingebrochen sind. Und am Wochenende könnten es weit mehr werden: Trotz winterlicher Temperaturen ist noch keiner der 13 Münchner Seen, die vom Baureferat der Stadt verwaltet werden, zum Betreten freigegeben. „Wir brauchen 15 Zentimeter klares Kerneis, um die Seen freigeben zu können“, erklärt Harald Schwinghammer vom Baureferat. Er prüft das Eis des Riemer Sees. „In Riem waren es am Donnerstag neun Zentimeter. Aber es liegt eine isolierende Schneedecke auf dem Eis, deshalb gibt es für dieses Wochenende gar keine Hoffnung, dass das Eis dick genug wird.“
Unter minus 10 Grad: Nächte Woche könnte der Kälterekord fallen
Aber das wird vielleicht noch. Der Frost hält nämlich an. Zum Wochenende können sich die Münchner auf konstante minus 3 Grad einstellen. Außerdem sind für ganz Oberbayern zehn bis 20 Zentimeter Neuschnee vorhergesagt. „Richtig ungemütlich wird es dann Anfang nächster Woche“, erklärt Peter Hinteregger vom Wetterdienst Meteomedia, „da bringt ein Hoch von Osten kalte Luft. Wenn es aufklart, kann es in den Nächten durchaus unter 10 Grad minus geben.“
Einzig der seichte Kanal am Nymphenburger Schloss ist von den Pächtern seit Mittwoch komplett freigegeben. „Nur an den Kanalzuläufen und unter den Brücken muss man noch aufpassen“, meint Andreas Mehr, einer der Pächter.
Die Wasserwacht warnt: Wer eingebrochen ist, kommt nicht mehr aus eigener Kraft aus dem Wasser
Auch die Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes hat bereits ein Auge auf die Seen in München und im Umland geworfen. Sie sind diejenigen, die im Ernstfall die Eingebrochenen aus dem Wasser ziehen. „In Bayern brechen im Jahr ungefähr 19 bis 25 Menschen ein,“, erklärt Martin Rabl von der Wasserwacht Bayern, „letztes Jahr war es besonders dramatisch. Da hatten wir 19 Einbrüche an nur einem Wochenende.“ Der Rettungsmann rät zu größter Vorsicht mit dem Eis: „Ist man mal eingebrochen, kommt man alleine eigentlich nicht mehr raus, weil das Eis durch das überschwappende Wasser so glitschig wird.“ Rabl empfiehlt den Eisläufern, sich mit so genannten Eispickern auszustatten. Der kleine, kugelschreiberartige Stift, hilft dem Eingebrochenen, sich aus dem Wasser zu ziehen. Zu kaufen gibt es den Eispicker bei Rettungsausrüstern im Internet.
Johanna Jauernig