Kommentar

Unter Inzidenz 50 und keine Lockerungen: Sich selbst verzwergt

Der AZ-Lokalchef Felix Müller über das Rathaus und den fallenden Inzidenzwert in München.
von  Felix Müller

Hat die Stadt in der Corona-Verbots-Politik Spielraum? Nun ja, ein bisserl schon - was die Ausgestaltung der söderschen Verbote betrifft. Eigentlich aber geht es um etwas anderes: um die Signalwirkung der Worte aus dem Münchner Rathaus.

Und die Signale bleiben irritierend. München hat sich in dieser Krise politisch selbst verzwergt, als sei der OB dieser Stadt ein beliebiger bayerischer CSU-Land-Landrat, der halt umsetzt, was der Herr Ministerpräsident sagt. Die Aussagen Dieter Reiters am Donnerstag auf jeden Fall klingen einmal mehr nicht danach, dass München eine eigene selbstbewusste Stimme sein will.

Rathaus macht Politik, die nicht anecken will

Eine Ausgangssperre ab 21 Uhr - wer hätte sich das vor einem Jahr vorstellen können! Es ist eine dieser Regeln, die vielen Menschen vorübergehend irgendwie einleuchten mögen, wo Inzidenzwerte explodieren, lokal eine Ausnahmesituation herrscht. Aber als wochenlange Normalität ohne ein Ende in Sicht in einer Großstadt, deren Inzidenz - in krassem Gegensatz zur ersten Welle übrigens - inzwischen weit unter dem Bundesschnitt zurückbleibt? Es handelt sich um einen wirklich harten Einschnitt in die Bewegungsfreiheit der einzelnen Menschen, der gerade in einer Stadt, in der viele auf sehr engem Platz wohnen, persönlich im Wortsinne deprimierendste Folgen hat.

Vom Lebensgefühl in der Stadt ganz zu schweigen. Von der Rathaus-Spitze um OB Reiter aber gibt es keinerlei Drängen auf ein Ende von Maßnahmen. Sie macht Politik, die vor allem nicht anecken will, nicht mit dieser oder jener Maßnahme verbunden werden. Sie macht es sich einfach. Sie macht es uns schwer.

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