Unser Essen: So kaufen wir ein
Die Lebensmittel-Branche hat wieder zugelegt. Die AZ erklärt, mit welchen Angeboten Supermärkte punkten – und warum Bio-Ware manchmal erst um die halbe Welt geflogen wird
München - Wie ernähren sich die Münchner? Und wie gut? Bayerns Lebensmittelhändler haben dazu gestern Zahlen präsentiert. Sie wirken zufrieden dabei: 2011 hat die Branche erstmals nach drei Jahren zugelegt. „Der Umsatz stieg auf 23,7 Milliarden – zwei Prozent mehr als im Vorjahr“, sagt Hans-Jürgen Bönsch, Vize-Präsident des Handelsverbands (HBE). Im Durchschnitt gibt jeder elf Prozent seines verfügbaren Einkommens für Nahrungsmittel aus.
Gebremste Discounter
Handelsverbands-Vize Bönsch: „Der jahrelange Siegeszug der Discounter ist gestoppt.“ Zwar liege der Marktanteil von Aldi, Lidl & Co nach wie vor bei rund 40 Prozent, aber er stagniere.
Bio boomt
„In Bayern stieg der Umsatz mit Bioware 2011 um rund fünf Prozent auf rund eine Milliarde Euro“, sagt HBE-Geschäftsführer Alexander Spickenreuther. Bioware hat einen Anteil von 4,4 Prozent am Lebensmittelumsatz. Das liegt auch daran, dass mittlerweile jeder Supermarkt „Bio“ führt. Laut den Experten greifen die Menschen überdurchschnittlich gern bei Milch, Eiern und Geflügel zu Bio-Waren.
Die Nachfrage übersteige das Angebot deutlich, sagt Spickenreuther: In Deutschland werde zu wenig Bio produziert. Discounter und Handelsketten kaufen deshalb im Ausland ein. So werden etwa Bio-Karotten aus Israel eingeflogen. Wer Bio und zugleich regional einkaufen will, muss sich oft für eines entscheiden.
Mehr aus der Region
Nahezu jeder Supermarkt bietet Lebensmittel „aus der Region“. In manchen Supermärkten liegt der Umsatzanteil von regionalen Produkten bei 44 Prozent und mehr. Aber: Der Begriff „aus der Region“ ist weder geschützt noch definiert. „Alpenmilch“ kann so auch aus der Hallertau stammen.
Supermärkte wachsen
Mit Preiskampagnen, Eigenmarken, Imbiss-Theke und vorbereitetem Obstsalat haben Supermärkte 2011 Kunden gewonnen. Vor allem Märkte ab 1000 Quadratmetern Fläche legen zu. Während die Zahl der Lebensmittelgeschäfte in Bayern seit 1996 um 30 Prozent auf unter 10000 gesunken ist, hat sich die Verkaufsfläche 20 Prozent vergrößert.
Tante Emma kehrt zurück
Kleine Geschäfte haben es oft schwer. HBE-Sprecher Bernd Ohlmann: „Der demographische Wandel wird aber dafür sorgen, dass die kleinen Läden zurückkommen. Weil die Zahl der Älteren, weniger mobilen Kunden steigt, werden wohnortnahe Einkaufsmöglichkeiten stärker gefordert werden.“
Gutes Essen landet oft im Müll
Im Durchschnitt wirft jeder jährlich 80 Kilo Lebensmittel im Wert von 310 Euro in den Müll. „Deshalb ist es wichtig, auf den Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeitsdatum und Verzehrdatum hinzuweisen“, sagt Bönsch. Ersteres beschreibt nur den Zeitraum, indem das Produkt in Farbe und Geschmack im gleichen Zustand bleibt, wie es vom Hersteller kam. Bisher gibt es nur auf frischen Produkten wie Fleisch und Eiern ein Verzehrdatum, das wirklich besagt, bis wann das Produkt essbar ist. Bei diesen Auszeichnungen will der Gesetzgeber nachbessern.
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