Unionsbräu in Haidhausen steht leer: Wird das Brauhaus überhaupt nochmal geöffnet?

Das große Brauhaus am Max-Weber-Platz steht seit Jahren leer. Der Grund: Die Stadt München kann sich mit dem Pächter nicht einigen.
Ruth Frömmer
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Das imposante Traditionshaus hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Räume stehen komplett leer.
Das imposante Traditionshaus hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Räume stehen komplett leer. © Sigi Müller

München - Wenn Eigentümer und Pächter sich streiten, fließt selten Bier. Da nützt es auch nichts, dass es sich beim Zankapfel um ein Traditionshaus wie das Unionsbräu in Haidhausen handelt. Zusammen mit dem Hofbräukeller ist das Gebäude das letzte Zeugnis der einst regen Brauerei-Kultur im Viertel. Nun befürchten viele Haidhauser, dass es langsam verfällt.

Die AZ hat nachgefragt und erkennen müssen: Die Zukunft der geschichtsträchtigen Immobilie ist ungewiss. Die Geschichte des Hauses geht weit zurück in die Vergangenheit. Joseph Schülein übernahm im Jahr 1895 die insolvente Brauerei Fügerbräu. Damit übernahm er auch das berühmte Gast- und Brauhaus am Max-Weber-Platz und gründete die Unionsbrauerei Schülein & Cie.

Die Geschichte des Unionsbräu in Haidhausen

Das Unternehmen wuchs und wuchs und wurde 1903 schließlich in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1905 übernahm Schülein die ebenfalls in Haidhausen ansässige Münchner-Kindl-Brauerei. 1921 fusionierte Unionsbräu mit Löwenbräu, was ab 1924 auch der gemeinsame Brauerei-Name wurde. Der Name Unionsbräu blieb noch eine Weile für die Gastwirtschaft erhalten und geriet schließlich in Vergessenheit.

1990 pachtete der Löwenbräu-Wiesnwirt Wiggerl Hagn das große Wirtshaus von der Stadt München und eröffnete die Gastwirtschaft wieder unter dem Namen Unionsbräu. Das naturtrübe Bier wurde im kleinen Braukeller gebraut. 2012 gab Hagn die Gaststätte auf. Nach drei Jahren Stillstand eröffnet sie der Wirt Igor Divjak wieder – allerdings ohne Brauereibetrieb. Um sich finanziell halten zu können, vermietet er den großen Keller und die Räumlichkeiten im ersten Stock für Feiern. 2020 wirft auch er das Handtuch.

Wasserschaden im Unionsbräu führt zu Rechtsstreit

Es folgt ein neuer Wirt, der nicht namentlich genannt werden will. Bekannt ist nur, dass es einen Wasserschaden gab und anschließend einen Rechtsstreit zwischen ihm und der Vermieterin des Gebäudes, der städtischen GWG.

Beim zuständigen Kommunalreferat möchte man zum laufenden Verfahren keine Angaben machen. Die AZ hat aber mit Sandro Wendnagel, dem Anwalt des Wirts, gesprochen. Er erzählt, dass es in der Tat einen Wasserschaden gab und die Vermieterin bereits im Januar 2021 mit den entsprechenden Sanierungsmaßnahmen begonnen habe. Nach wenigen Monaten hätte sie die Arbeiten gestoppt und im August eine Räumungsklage gegen den Pächter eingereicht.

Das Kommunalreferat sagt, man hätte nach Meldung des Wasserschadens eine einvernehmliche Vertragsauflösung mit dem Mieter angestrebt. "Nachdem eine gütliche Lösung nicht gefunden werden konnte, musste aus verschiedenen Gründen die Kündigung des Mietverhältnisses ausgesprochen werden", so eine Sprecherin.

Blick in den Eingangsbereich vor ein paar Wochen. Es sieht nicht so aus, als würde sich hier gerade etwas tun.
Blick in den Eingangsbereich vor ein paar Wochen. Es sieht nicht so aus, als würde sich hier gerade etwas tun. © Sigi Müller

Unionsbräu: Gütliche Einigung gibt es noch nicht

Die Räumungsklage wurde vom LG München I abgewiesen. "Die Stadt hat gegen dieses aus ihrer Sicht fehlerhafte Urteil Berufung eingelegt", so die Sprecherin weiter. Da (noch) ein Mietverhältnis bestehe, sei die Stadt derzeit nicht im unmittelbaren Besitz der Flächen und es werde geprüft, ob dennoch eine Instandsetzung betrieben werden kann.

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Sandro Wendnagel sagt der AZ, dass sein Mandant das Projekt Unionsbräu noch nicht ad acta gelegt habe, durchaus an einer gütlichen Einigung ohne Prozess interessiert sei und die Gaststätte gerne betreiben würde. Auch stehe er den Sanierungsmaßnahmen im Unionsbräu nicht im Weg, die entsprechenden Bauarbeiter würde er jederzeit ins Gebäude lassen.

Einen Termin für das Berufungsverfahren gibt es noch nicht. Eine gütliche Einigung bis jetzt auch nicht. Haidhausen muss wohl noch sehr viel Geduld haben müssen.

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5 Kommentare
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  • AllesBesser am 31.03.2023 14:38 Uhr / Bewertung:

    Diese riesige Fläche profitabel zu bewirtschaften, wird in unseren Zeiten schwierig, egal wie gut man ist. Vor 100 Jahren sind die Leute ständig ins Wirtshaus gegangen, haben mehr Bier getrunken und dort spielte sich das gesellschaftliche Leben ab.

  • dakaiser am 31.03.2023 10:06 Uhr / Bewertung:

    Bier ist wie vieles eine Geschmacksache und das hausgebraute Bier dort war wirklich gut. Aber hier über in München verkauftes Industriebier abzulästern ist unfair. Die Brauereien machen ihr Bier alle nach höchsten Standards und nach dem deutschen Reinheitsgebot. Gerade in Hausbrauereien kann es eher vorkommen, dass man eine Infektion in eine Leitung kriegt und dann alles wegschütten muss.
    Ich bin mir sicher, dass keiner der Lästerer bei einer Bier-Blindverkostung sein Lieblingsbier von 5 Proben herauskennt. Erst selbst erlebt mit Spezln, wo ein Öttinger als Augustiner deklariert wurde.

  • Karl-Eva am 01.04.2023 18:49 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von dakaiser

    Gerade unter völlig klar gefiltertem Hellen habe ich gar kein Lieblingsbier. Es schmeckt einfach alles gleich. Aber wem das genügt...

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