Unfreiwilliger Urlaub im Thai-Knast
Jäger Helmut B. drohten in Bangkok 20 Jahre Gefängnis, weil er versehentlich Munition im Gepäck hatte – am Münchner Flughafen hatte niemand die gefährliche Fracht bemerkt. Rund zwei Monate saß er im Ferienparadies fest.
MÜNCHEN Ein höllischer Gestank liegt in der Luft. Moskitos schwirren um ein Plumpsklo. Die beiden Mithäftlinge stöhnen im Schlaf. Eigentlich wollte Helmut B. am Strand von Thailands Ferienparadies Phuket liegen. Stattdessen schmort der Österreicher auf dem nackten Boden einer Gefängniszelle in Bangkok. Schuld an all dem Horror soll der Münchner Flughafen sein.
Seit 30 Jahren fliegt B., ein Pensionär aus Neulengbach bei St. Pölten, regelmäßig nach Thailand. Der 67-Jährige schätzt die traumhaften Strände und die günstigen Preise: „Dort ist meine Pension einfach mehr wert als hier“, meint B. pragmatisch. Sein jüngster Urlaub wird ihm jedoch aus anderen Gründen unvergesslich bleiben. Rund zwei Monate saß er im Ferienparadies fest. Die Umstände waren alles andere als paradiesisch. Ihm drohten bis zu 20 Jahre Thai-Knast.
Der Schrecken beginnt zunächst unbemerkt in München. Am 4. Mai passiert er die Sicherheitskontrollen, fliegt mit Thai Airways 925 nach Bangkok. Für seinen Anschlussflug nach Phuket wird er nochmals gecheckt. Dabei fallen aus seiner Tasche fünf Revolver-Patronen. Den Jäger und Sportschützen packt der Schrecken. Offenbar hat er beim Leeren der Tasche, in der er sonst Waffen aufbewahrt, diese Patronen übersehen. B. kommt eine Nacht in den Knast. Dort besticht er einen Polizisten, um die Botschaft anzurufen. Freunde bezahlen eine Kaution – B. kommt frei. Der konsularische Dienst besorgt seine Waffendokumente aus Österreich – ohne die Papiere kann ihn das Gericht in Thailand zu einer Strafe von bis zu 20 Jahren verdonnern. Nach Wochen liegen die Dokumente vor, am 2. Juli kommt B. vor Gericht. Ob der sein Vergehen einsehe, fragt der Thai-Richter? Ja, meint B. Was sein größter Wunsch sei? „Ich will nach Hause“, seufzt er. Er zahlt 300 Baht (7 Euro) Strafe.
Zurück daheim fragt er sich: Warum hat bei der Sicherheitskontrolle in München keiner die Patronen entdeckt? „Das hätte mir viel Ärger erspart“, meint B. „Dass man beim Sicherheitscheck Patronen bei unachtsamen Sportschützen findet, kommt nicht selten vor“, erklärt ein Beamter der Flughafen-Polizei. Beim Innenministerium hält man diese Sicherheitspanne für kaum möglich. Helmut B. jedenfalls will weiterhin nach Thailand fliegen. Wieder von München aus? „Eher nicht.“
R. Keck
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