"Unfassbar schlecht organisiert": So wollen MVG und Fanzone den Frust in München mindern

München – Die Stadt ist mit den vielen Gästen anscheinend maßlos überfordert. Dieses Bild gibt zumindest die bisherige EM-Organisation ab: Überfüllte U-Bahnen und eine zu kleine Fanzone am Olympiapark haben am Freitag für viel Frust gesorgt.
Ein Stadionbesucher berichtet etwa auf der Online-Plattform X, dass er "dicht an dicht" über eine Stunde gewartet habe, um zur U-Bahn-Station Fröttmaning zu gelangen. Sein Fazit: "War unfassbar schlecht organisiert." Auch Redakteure der AZ erlebten am Freitag, wie die Öffentlichen Verkehrsmittel aus allen Nähten platzten. Zeitweise war der Andrang so groß, dass die U-Bahn-Züge auf Anweisung der Polizei nicht mehr an der Station Marienplatz hielten. Auch in Richtung Olympiapark quetschten sich die deutschen und schottischen Fans in die U3 – vier Stunden vor Anpfiff.

Nach EM-Ansturm in München: Das will die MVG besser machen
Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) setzte laut eigenen Angaben 100 zusätzliche Mitarbeiter ein und beförderte 100.000 Fahrgäste mehr als sonst. "Allein zur Arena wurden die üblichen Fahrgastzahlen in der U-Bahn bei Fußballspielen stark übertroffen", teilt die MVG auf Anfrage der AZ mit.
Weiter heißt es: "Wir hatten alles, was rollen kann und auf die Strecke passt, auf der Schiene – mehr Kapazitäten sind nicht möglich." Zusätzlich habe man auf allen Kanälen eine frühzeitige Anreise empfohlen, um die Fahrgäste auf einen größeren Zeitraum zu verteilen. Auf den großen Andrang ist die MVG demnach eingestellt gewesen. Bei zukünftigen Spielen will die Verkehrsgesellschaft noch schneller auf Störungen reagieren: Dafür werde neben der stationären Werkstattbereitschaft zusätzliches mobiles Personal auf Abruf und mehr Unfallhilfswägen an strategisch günstigen Punkten eingesetzt.
Aber nicht nur der Öffentliche Nahverkehr hatte mit dem großen Andrang zu kämpfen: Auch die Fanzone am Olympiapark musste schon zweieinhalb Stunden vor Anpfiff schließen, weil es nur Platz für 25.000 Besucher gibt. Die Fans, die ganz vorne standen, zogen lange Gesichter. Wenig später folgte ein Pfeifkonzert.
Diejenigen, die es rechtzeitig reinschafften, hatten mit langen Warteschlangen zu kämpfen: Fans vor Ort berichteten der AZ davon, dass sie mehr als eine Stunde für Bier oder Bratwurst anstehen müssten. "Es war zu erwarten, dass es so voll wird, aber nicht, dass es so wenige Stände gibt", ärgerte sich ein 21-jähriger Deutschlandfan. Ein anderer Fan sah das ganz ähnlich: "Die hätten fünfmal so viele Stände aufstellen sollen!"
Warum die Warteschlangen auf der Fanzone so lange waren
Laut Tobias Kohler, Sprecher des Olympiaparks, waren die Wartezeiten dem frühen Erscheinen der Fans geschuldet. "Die Schotten sind schon um neun Uhr in den Park eingefallen. Das hat alles durcheinandergewürfelt", sagt Kohler der AZ. Um elf Uhr sollen bereits mehrere Tausend Schotten auf dem Gelände gewesen sein. Der ursprüngliche Plan: die Fanzone vormittags für Spaziergänger und Radfahrer offenzulassen und erst mittags abzuriegeln. "Die Gastro war in der Vorbereitungsphase gestört, weil sie lange vor Beginn ausgeben musste."
Die Anzahl der Fans sei hingegen kein Problem gewesen: "Unsere Logistik ist auf 25.000 in der Spitze ausgelegt." Aber die Schotten hätten eben auch "unheimlich viel konsumiert". Noch nie gab es einen so hohen Pro-Kopf-Umsatz beim Olympiapark. Das wiederum befeuerte das Toilettenproblem. Sowohl deutsche als auch schottische Fans bieselten an Bäume, weil sie sonst stundenlang bei den Toiletten hätten anstehen müssen.
Der Olympiapark rüstet deshalb bei den Toiletten nach. Und will zusätzlich die Beschilderung verbessern: "Die Leute haben teilweise die Toiletten nicht gefunden." Große Bälle mit der Aufschrift "WC" in mehreren Metern Höhe sollen bei den künftigen Spielen den Weg weisen. Die Getränkepreise sind zwar teuer (Bier ab sechs Euro), aber zumindest stehen auf dem Gelände fünf Wasserständer. Normalerweise wären es sieben, aber zwei sind für die nächsten drei Tage außer Betrieb.
Kein Public Viewing im Olympiastadion
"Wir rüsten uns schon für die künftigen Deutschlandspiele", verspricht Kohler. Bereits am Samstag und Sonntag sei alles wie geplant gelaufen. Das Olympiastadion wird allerdings nicht wie bei der Heim-WM 2006 als zusätzlicher Ort für Public Viewing hinzugezogen. "Wir haben zum einen Belegung mit Andreas Gabalier und wir sind zum anderen in der Sanierungsphase", erklärt Kohler. "Wir können keine Leute reinlassen, wenn Baustelle ist."