Unfalltod auf der Corneliusbrücke: Stadt München will Laster einbremsen

München - Der Tod eines elfjährigen Buben an der Corneliusbrücke am Montag hat viele Münchner sehr berührt. Es ist ein weiterer schwerster Unfall mit einem radelnden Kind und einem Lkw. Am Dienstagabend fand an der Brücke eine Mahnwache statt, zu der der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) aufgerufen hatte. Über der Trauer und dem Entsetzen steht auch die Frage: Wie können solche Lkw-Unfälle verhindert werden?
Damit nimmt in der Stadt eine Debatte wieder an Fahrt auf, die das Rathaus ohnehin immer wieder beschäftigt. Erst im Herbst hatte der Stadtrat ein Paket zahlreicher Maßnahmen beschlossen: darunter neue Spiegel an Kreuzungen oder besser sichtbare Radspuren.
SPD-Vorschlag: Stadt soll alle Kreuzungen untersuchen
Doch noch sind Kritiker mit vielen Kreuzungen in München sehr unzufrieden. So auch mit der an der Corneliusbrücke/Erhardtstraße, wo der tödliche Unfall passiert ist. Dort endet der markierte Radstreifen an der Ampel. "Für geradeaus fahrende Radler wurde keine Furt markiert, weder gestrichelt noch rot eingefärbt", kritisiert Andreas Groh, der Münchner ADFC-Chef. "Das ist an vielen Stellen noch so – und das ist ein Problem, weil Autofahrer und Lkw-Fahrer so nicht intuitiv sehen, dass dort viele Radler fahren."
Bettina Messinger aus der SPD-Stadtratsfraktion betont, dass stadtweit viele rote Markierungen für Radler geplant sind. Ansonsten wünscht sie sich, dass die Stadt jede einzelne Kreuzung untersucht. Eine Forderung, die jetzt wieder lauter werden könnte, ist die, dass die Stadt keine Autos mehr rechts abbiegen lässt, wenn Fußgänger und Radler, die geradeausfahren grün haben. "Die verzögerte Ampelschaltung hätte die Stadt längst einführen müssen", sagte der Münchner Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek (Grüne) am Dienstag. Das Mindeste sei, diese Regel um die Zeiten einzuführen, wenn viele Kinder zur Schule oder von der Schule nach Hause unterwegs seien.
Dürfen bald nur noch Lkw mit Abbiegeassistent nach München?
Vor allem aber wünscht sich Janecek, dass die Bundesregierung Städten ermöglicht, Lkw ohne Abbiegeassistenten ganz aus dem Stadtgebiet auszuschließen. London hat eine solche Regelung bereits beschlossen, um die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle zu senken. In Deutschland wird eine Regelung eingeführt, die Assistenten vorschreibt, die piepen, wenn sie einen Radler rechts im toten Winkel registrieren.

Allerdings wird die Regel nur für neue Fahrzeuge gelten, niemand muss alte Lkw umrüsten. Und: Es handelt sich nicht um die Abbiegeassistenten, die im Gefahrfall unabhängig vom Fahrer die Bremse auslösen. "Die Bundesregierung will das Geld nicht ausgeben für Nachrüstungen", klagt Janecek. "Man wartet einfach auf die nächste Generation Lkw."
Fahrrad-Unfälle mit Lkw: CSU mit neuem Vorstoß
Auch SPD-Stadträtin Bettina Messinger fordert Nachrüstungen für Lkw. Die CSU hat 2018 beantragt, dass der Oberbürgermeister sich beim Städtetag für eine gesetzliche Regelung einsetzen möge. Erst am Dienstag gab es wieder einen Vorstoß: Von der Verdi-straße stadtauswärts an der Kreuzung Grandlstraße sowie stadteinwärts an der Wöhlerstraße fordert die CSU ein Linksabbiegeverbot. "Am Ende wird man solche schrecklichen Unfälle aber wahrscheinlich nur mit dem Abbiegeassistenten verhindern können", sagt Stadträtin Sabine Bär (CSU).
Andreas Groh vom ADFC hat einen anderen Vorschlag, was die Stadt machen könnte. "Warum werden nicht Bauträger verpflichtet, dass alle ihre Lieferanten mit Abbiegeassistenten fahren müssen?", sagt er. Viele Fragen, viele Ideen – damit Münchens Kreuzungen für Radfahrer sicher werden.
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