Unentschieden: Reiter führt, aber die SPD verliert
München - Diese Stadtratswahl ist ein Krimi: Der SPD-OB-Kandidat Dieter Reiter geht als Favorit in die Stichwahl am 30. März. Aber seine SPD hat bei der Stadtratswahl schwer verloren (- 8,2 Prozentpunkte). Dafür fährt umgekehrt sein CSU-Kontrahent Josef Schmid einen großen Erfolg bei der Stadtratswahl ein: Dort wurde seine CSU nach den ersten Prognosen von Sonntagabend die stärkste Kraft im Rathaus (+7,4 Prozentpunkte). Aber weder die CSU (mit Freien Wählern und FDP) hat eine Regierungsmehrheit, noch Rot-Grün. Jetzt kommt es auf die Kleinen an.
Stadtratswahl in München (Stand Sonntagabend 23:30 Uhr):
CSU: 35,2 Prozent (28 Sitze)
SPD: 31,4 Prozent (25 Sitze)
Grüne: 15,3 Prozent (12 Sitze)
FDP: 3,1 Prozent (2 Sitze)
Linke: 2,2 Prozent (2 Sitze)
AfD: 2,5 Prozent (2 Sitze)
ÖDP: 2,2 Prozent (2 Sitze)
Freie Wähler: 2,3 Prozent (2 Sitze)
Rosa Liste: 1,6 Prozent (1 Sitz)
HUT: 1,2 Prozent (1 Sitz)
Piraten: 1,1 Prozent (1 Sitz)
Bayernpartei: 0,8 Prozent (1 Sitz)
BIA: 0,7 Prozent (1 Sitz)
Die Freiheit: 0,6 Prozent
Rot-Grün hat demnach nur 38 von 80 Sitzen. Oder gibt es Rot-Rot-Grün? Denn mit der Linken – plus OB-Stimme – könnte es reichen. Noch weiß keiner, welche Kleinen zu Rot-Grün oder zur CSU tendieren. Bis Sonntagnacht wurden bisher nur die unveränderten Stimmzettel für die Stadtratswahl ausgewertet. Ab Montag werden die übrigen Stimmzettel ausgezählt. OB Christian Ude hofft im AZ-Interview darauf, dass Rot-Grün dann wieder eine Mehrheit bekommt.
Die Grünen festigen damit ihre starke Position in München – wobei sie bei Europawahlen schon zweimal vor der SPD lagen. Die SPD schwächelt schon lange: Sie ist unübersehbar an der Regierung ermüdet und zerstritten und hat sich am Ende in der Klinikmisere oder dem Wohnungsleerstand verfangen. Den Grünen ist es gelungen, sich von diesen Schlagzeilen abzusetzen, obwohl sie daran beteiligt sind.
Der CSU dagegen haben ihre Probleme nicht geschadet. So hat Josef Schmid die SPD nach den ersten Prognosen in die Knie gezwungen. Die SPD hat die Stimmen verloren, die sie 2008 gewonnen hatte.
Oder wird es am Ende doch Schwarz-Rot in München geben? Oder Schwarz-Grün? Die Tendenz von Sabine Nallinger war gestern Abend eher: Versuchen wir es mit den Kleinen. Der CSU-OB-Kandidat Josef Schmid hat im Wahlkampf auch immer davon gesprochen, mit wechselnden Mehrheiten regieren zu wollen. Aber im harten Regierungsgeschäft ist das eine Herkulesarbeit. OB Ude hat einmal sechs Jahre lang mit einer Stimme Mehrheit regiert – das war für alle im Bündnis eine Folter. Da darf nie jemand fehlen.
Während die SPD verloren hat, haben die Grünen zugelegt (+2,3). Wenn Rot-Grün noch einmal zustande kommt, dann kann sich die SPD bei den Alternativen bedanken. Der grünen OB-Kandidatin Sabine Nallinger ist bei der OB-Wahl die erste Sensation gelungen. Sie gewann sage und schreibe 11,3 Prozentpunkte (14,7 %). Auch im Stadtrat haben die Grünen rund zwei Prozent zugelegt.
Das Ergebnis der OB-Wahl:
Dieter Reiter: 40,5 Prozent
Josef Schmid: 36,6 Prozent
Sabine Nallinger 14,7 Prozent
Weil kein Kandidat mehr als 50 Prozent bekam, wird es am 30. März eine Stichwahl geben. Sabine Nallingers Ansage war unmissverständlich: „München will eine grüne Handschrift. Wir Grünen haben das rot-grüne Bündnis gerettet.“ Das ist auch eine Wahlempfehlung, bei der Stichwahl am 30. März Dieter Reiter zu wählen.
Die SPD wurde aber nicht generell abgestraft, denn bei der Oberbürgermeisterwahl liegt der OB-Kandidat Reiter deutlich vor Josef Schmid. Es war klar, dass bei der OB-Wahl Dieter Reiter weniger Stimmen bekommen wird (-26,3 %), als der populärste Sozialdemokrat Bayerns – Christian Ude. Aber Josef Schmid hat respektabel zugelegt (+ 12,2 %). Doch in der Stichwahl wird er es schwer haben: Es ist kaum damit zu rechnen, dass er die 15 Prozent-Grünen-Stimmen auf sich zieht. Nach aufreibenden sieben Jahren Dauerwahlkampf ist es für Schmid auch enttäuschend, klar hinter dem SPD-Konkurrenten zu liegen.
Sabine Nallinger hat es geschafft: Als taffe, selbstbewusste Frau mit Beruf und Familie hat sie Sympathien und Stimmen gewonnen. Damit hat es sich bewährt, dass sie den Altvorderen Hep Monatzeder aus dem Kandidatenrennen geworfen hat.