Uneinigkeit im Münchner Rathaus: Tram-Westtangente - wo es noch hakt

Die Tram-Westtangente ist ein Lieblings-Projekt der Münchner Sozialdemokraten. Aber der Oberbürgermeister soll derzeit nicht gut auf das Thema zu sprechen sein. Dieter Reiter ist genervt. Vom Koalitionspartner. Dachten vor der Sommerpause noch viele in der SPD, dass es jetzt schnell gehen werde mit der neuen Trasse, ziehen sich die Gespräche mit der CSU jetzt doch wie Kaugummi.
Die CSU fordert noch elf Änderungen in der Planung
In Rathaus-Kreisen gilt eine Einigung immer noch als wahrscheinlich. Doch ein paar Zuckerl für ihre Wähler, die sich vor zunehmenden Staus sorgen, will die CSU unbedingt noch in das Projekt hineinverhandeln. Nach AZ-Informationen sind es elf Veränderungen, die die CSU noch von der SPD fordert:
- Boschetsrieder Straße/ Drygalskiallee: Die CSU fordert eine eigene Linksabbiegespur von der Boschetsrieder Straße in die Höglwörther Straße.
- Fürstenrieder Straße/ Haupteingang Waldfriedhof: Die vorhandene Unterführung soll doch beibehalten werden.
- Fürstenrieder Straße: Die CSU will die Standardgehwegbreite von 2,50 Meter und den Radweg beibehalten.
- Fürstenrieder Straße/Ehrwalder Straße: Die CSU argumentiert, ein Ersatz für die beiden wegfallenden U-Bahn-Zugänge in der Fürstenrieder Straße sei wichtig. Deshalb sollen sie verlegt werden.
- Fürstenrieder Straße: Wo auch immer auf der Fürstenrieder Straße Linienbusse fahren, sollen sie über die Tramtrasse geführt werden. Die CSU argumentiert, dass sonst die Busse im laufenden Straßenverkehr für Rückstaus sorgen würden – eine Hauptsorge von Anwohnern in Laim. Damit der Bus auf der Tramtrasse fahren kann, müsste auf Rasengleise verzichtet werden.
- Die Verwaltung soll noch einmal genauer darstellen, mit welchen Verkehrszahlen man rechnet, nachdem die Ampelschaltungen anders geplant wurden.
- Fürstenrieder Straße/ Gotthardstraße: Die CSU spricht sich für eine Verlegung des U-Bahn-Zugangs auf der Nord-West-Seite von der Fürstenrieder Straße in die Gotthardstraße, aber auch für die Linksabbiegespur von der Fürstenrieder Straße in die Gotthardstraße aus. Trotzdem soll auch der U-Bahn-Zugang auf der Süd-Ost-Seite erhalten bleiben. Nun soll eine Planung erarbeitet werden, die all dies ermöglicht.
- Fürstenrieder Straße/Agnes-Bernauer-Straße: Dass die direkte Linksabbiegemöglichkeit in die Agnes-Bernauer-Straße wegfallen soll, findet die CSU nicht akzeptabel. Es gebe genügend Platz für eine solche Spur, argumentiert sie.
- Laimer Kreisel: Die Rechtsabbiegespur von Süden her kommend aus der Fürstenrieder Straße in die Landsberger Straße soll so geführt werden, dass diese östlich der Tram-Trasse ab der Querung der Fürstenrieder Straße die Strecke quert.
- Laimer Kreisel/ Wendeschleife: Die CSU spricht sich gegen eine Wendeschleife am Laimer Kreisel aus. Sie will nicht, dass ein Teil der Westtangente früher in Betrieb geht und die Bahnen dort wenden. Die Westtangente sei als Tangente geplant, argumentiert die CSU – und solle auch als solche eröffnen.
- Wotanstraße/Kemnatenstraße/Gaßnerstraße: Die CSU will, dass die wegfallenden Parkplätze entlang der Strecke kompensiert werden, etwa durch eine neue Anwohnerparkgarage.
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Es könnte auch ein rot-grünes Projekt werden – ganz ohne die CSU
Die CSU hat wohl die ersthafte Absicht, sich mit der SPD zu einigen. Doch die Sozialdemokraten könnten theoretisch (und gegen den Koalitionsvertrag) auch eine andere Mehrheit suchen – und mit den Grünen und ein, zwei kleinen Partnern auch leicht finden. Die sozialdemokratische Geduld zumindest wird wohl in den nächsten Monaten zu Ende gehen. „Irgendwann muss das Thema auch mal entschieden werden“, knurrte es gestern aus der Stadtrats-SPD. Für die CSU wäre eine andere Mehrheit der schlechteste Fall. Dann drohen viele kleine Punkte wieder hinfällig zu werden, in denen man sich schon geeinigt hat. So ist man stolz darauf, sich schon in einigen Punkten durchgesetzt zu haben, die vor allem die Nerven von Autofahrern entlasten sollen. Durch andere Linienführung und schmalere Gehwege etwa soll die Gefahr von Staus verringert werden.
Die Tangente in der ursprünglichen Planung. Noch wird verhandelt. Grafik: MVG