Und irgendwann sind sie dann fort

STS in der Münchner Olympiahalle - eine sentimentale Reise durch 30 Jahre Austropop mit verblüffend starker Zeitlosigkeit.
von  Stephan Kabosch
Die Haare werden weiß, die Musik bleibt ewig jung: Gert Steinbäcker, Schiffkowitz (eigentlich Helmut Röhrling) und Günther Timischl (v.l.).
Die Haare werden weiß, die Musik bleibt ewig jung: Gert Steinbäcker, Schiffkowitz (eigentlich Helmut Röhrling) und Günther Timischl (v.l.). © Dorothee Falke

STS in der Münchner Olympiahalle - eine sentimentale Reise durch 30 Jahre Austropop mit verblüffend starker Zeitlosigkeit.

München - Sie singen vom "Großvater", dem sie noch so viel zu sagen hätten. Dabei sind auch ihre eigenen Haare grau und weiß geworden. Aber die drei älteren Herren Steinbäcker, Schiffkowitz und Timischl (Durchschnittsalter 62 Jahre), die gleich am Anfang ihres Konzerts keinen Zweifel daran lassen, dass "das Feuer noch so lichterloh brennt wie früher", sie können mit dem Elan jeder Boygroup mithalten. Und auch ihre Musik bleibt anscheinend ewig jung. Nicht nur ihre Wiesn-Hymne "Fürstenfeld".

Dass die drei Steirer alles andere sind als eine Bierzeltband, dass ihre besten Songs viel tiefergehend sind als "Fürstenfeld", dass sie eben auch die nachdenklicheren Töne, die sanfteren Klänge beherrschen und begnadete Vollblutmusiker sind, das war Freitag- und Samstagabend in einer zweimal ausverkauften Münchner Olympiahalle zu spüren.

Dort nahmen STS ein mit ihnen gereiftes, aber zu fast gleichen Teilen überraschend auch ein deutlich jüngeres Publikum mit auf eine Zeitreise durch die vergangenen drei Jahrzehnte: mit Gefühls-Hits wie „Wunder meiner Seligkeit“, „Mach' die Aug'n zu", "Zeig' mir dein Himmel", einer unter die Haut gehenden Interpretation von "Großvater", mit ihren bekannten Beatles-Adaptionen wie ihrem ersten Hit  "Da kummt die Sun" (von "Here comes the Sun"). Bei diesen Songs, diesem Stimmungsorkan nach der Pause bebte die Olympiahalle.

Dass aus aus einer sentimental journey kein abgeklatschter Nostalgie-Trip wurde, lag vor allem an der nahezu erschreckenden Aktualität von bis zu drei Jahrzehnten alten Texten. 2011, das Jahr der arabischen Revolution ("Auf a Wort - Freiheit"), ein weiteres Jahr des Globalisierungs-Wahns ("Die ganze Welt wird fusioniert und ohne Hemmung abkassiert"),  das Jahr der Euro-Krise ("In unserer Hektomatik-Welt, draht  si' alles nur um Macht und Geld"), 2011, das Jahr der Milliardenhilfen für Griechenland ("Und irgendwann bleib i dann dort"), da hört man diese alten Songs mit anderen Ohren.

STS brauchen auch auf ihrer angeblichen Abschiedstour (oder ist das doch nur ein Gerücht?) keine große Bühnenshow, kein aufwändiges Entertainment. In ihrem Rücken haben sie eine starke, eine professionelle Band. Aber am schönsten wird es immer dann, wenn die drei allein sind mit ihren Akustikgitarren.

Ob mit oder ohne Band: Steinbäcker, Schiffkowitz und Timischl sind authentisch, ehrlich und eben nach wie vor zeitlos. Es wird etwas fehlen, wenn die drei Herren irgendwann tatsächlich "für immer fortgehen" als STS - und nur noch "Fürstenfeld" bleibt.

 

 

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