Und es war Sommer

Fasching im Juni: Tollwood tobt bei der Schlagerparty mit Dieter Thomas Kuhn
Warum nicht ernten, was andere gesät haben? Wenn die Früchte doch so gut schmecken! Dieter Thomas Kuhn und seine siebenköpfige „Kapelle“ bieten auf dem Tollwood Festival die mit Abstand beste Faschingsparty der Stadt.
Schon Stunden, bevor pünktlich um19.30 mit „Musik ist Trumpf“ der Triumphzug durch die Höhepunkte der deutschen Schlagergeschichte angestimmt wird, haben tausende von verkleideten Kuhnianern das Festivalgelände erobert. Schlaghosen, Blümchenbrillen, Perücken, Plateausohlen bestimmen das Bild, und natürlich ist die Schlagerparty auch das Ziel zahlreicher Junggesellen- und Gesellinnenabschiede.
Die Gemeinde eint der Wunsch nach Vergnügen. Dieter Thomas Kuhn ist zwar kein begnadeter Sänger, aber ein hinreißend ironischer Conférencier. Zweieinhalb Stundend lang würzt der 50-jährige Schlagerschwabe die Show mit herrlich sinnfreien Ansagen: „Wir haben den Verstand von 16-Jährigen, aber noch immer die Körper von 27-Jährigen – und die wollen benutzt werden.“ Wunder gibt es schließlich immer wieder.
Textsicher johlt sich das Publikum in die kleine Kneipe und über die Wolken, Kuhns Band bietet das Kraftwerk-Modell als Ska-Version und tanzt Samba mit den Fans. Die perfekte Symbiose von Melancholie und Ironie aber gibt es im Maffay'schen Sommer: Kuhn und Band zelebrieren den schwülstigen Textkitsch, und wenn das Publikum „und als ein Mann sah ich die Sonne aufgehen“ singt, dann ist das auch so etwas wie ein gemeinsamer Höhepunkt.
Kuhn und sein Publikum, das ist eine Liebe ohne Leiden, ein ganz lautes „Ti amo“.