Umweltzone: Diese Autos müssen draußen bleiben

Bann für 27.300 Autos: Die Stadt München will die Umweltzone verschärfen. Ab Oktober sollen nur noch Fahrzeuge mit grünen Plaketten rein dürfen.
Julia Lenders |
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Wenn München Autos mit gelber Feinstaubplakette aus der Umweltzone verbannt, bedeutet das für deren Besitzer vor allem: Ihre Fahrzeuge sind schlicht weniger wert – der Verkaufspreis sinkt teilweise bis um die Hälfte.
Betroffen sind ältere Modelle aller Marken, meist sind es Fahrzeuge der Baujahre 1998 bis 2004. Die gelbe Plakette haben Diesel-Fahrzeuge mit der Schadstoff-Einstufung Euro 3 und solche der EU2 mit Partikelfilter. Die korrekte Gelb-Einstufung ist im Kfz-Brief an den „Emissionsschlüsselnummern“ 30, 31, 36, 37, 42, 44 bis 52 und 72 zu erkennen.
Wirklich üble Stinker sind die betroffenen Autos nicht. Darunter finden sich viele wirtschaftliche Modelle mit vergleichsweise niedrigem Verbrauch.
dpa 5 Wenn München Autos mit gelber Feinstaubplakette aus der Umweltzone verbannt, bedeutet das für deren Besitzer vor allem: Ihre Fahrzeuge sind schlicht weniger wert – der Verkaufspreis sinkt teilweise bis um die Hälfte. Betroffen sind ältere Modelle aller Marken, meist sind es Fahrzeuge der Baujahre 1998 bis 2004. Die gelbe Plakette haben Diesel-Fahrzeuge mit der Schadstoff-Einstufung Euro 3 und solche der EU2 mit Partikelfilter. Die korrekte Gelb-Einstufung ist im Kfz-Brief an den „Emissionsschlüsselnummern“ 30, 31, 36, 37, 42, 44 bis 52 und 72 zu erkennen. Wirklich üble Stinker sind die betroffenen Autos nicht. Darunter finden sich viele wirtschaftliche Modelle mit vergleichsweise niedrigem Verbrauch.
Audi A3 und A4. Gelbe Plakette: Der Audi A4 TDI, Baujahr 2001.
AZ 5 Audi A3 und A4. Gelbe Plakette: Der Audi A4 TDI, Baujahr 2001.
Etwa gut erhaltene Mercedes A-, C- und E-Klassen. Bald ausgesperrt: Der Mercedes E 220 CDI, Baujahr 2000.
AZ 5 Etwa gut erhaltene Mercedes A-, C- und E-Klassen. Bald ausgesperrt: Der Mercedes E 220 CDI, Baujahr 2000.
VW Golf oder Passat. Gelb-Sünder: Der VW Passat 1.9 TDI, Baujahr 1999.
AZ 5 VW Golf oder Passat. Gelb-Sünder: Der VW Passat 1.9 TDI, Baujahr 1999.
Innenstadt-Verbot: Der Volvo S60, Baujahr 2001.
AZ 5 Innenstadt-Verbot: Der Volvo S60, Baujahr 2001.

Bann für 27.300 Autos: Die Stadt München will die Umweltzone verschärfen. Ab Oktober sollen nur noch Fahrzeuge mit grünen Plaketten rein dürfen.

MÜNCHEN - Nur noch knapp drei Monate. Wenn es nach Münchens Umweltreferent Joachim Lorenz (Grüne) geht, dann sollen alle Autos mit gelber Plakette ab dem 1. Oktober aus der Umweltzone verbannt werden. Gestern beriet der zuständige Stadtrats-Ausschuss über die geplante Verschärfung.

Mehr als 35.000 Fahrzeuge hätten dann ab Herbst in der Innenstadt nichts mehr verloren.

Darunter 27.300 Autos, 7673 Lkw und 228 Busse.

Die Entscheidung, wann die gelben Stinker weichen müssen, liegt allerdings nicht allein bei der Stadt. Letztlich muss der Freistaat seinen Segen geben. Dafür muss dem Umweltministerium erst nachgewiesen werden, dass eine Verschärfung der Umweltzone wirklich nötig ist.

Inzwischen liegt ein Gutachten vor, das die Auswirkungen der Zone untersucht. Doch zunächst ein kurzer Rückblick auf die jüngere Münchner Verkehrs-Geschichte: Ab Oktober 2008 waren alle Autos innerhalb des Mittleren Rings unerwünscht, die gar keine Plakette mehr bekommen hatten. Das war die erste Stufe. Dann kam die erste Verschärfung: Im Oktober 2010 wurden die Kfz mit roter Plakette ausgeschlossen. Die jetzt vorgelegte Studie besagt in Kurzform: Ja, die Zone hat gewirkt. Weil sie zu einer Erneuerung der Fahrzeugflotte geführt hat. Und in der Folge auch weniger schädliche Auspuff-Abgase in die Luft gepustet werden.

Elf Straßenabschnitte haben sich die Experten angeschaut und dabei festgestellt: Im Vergleich zur Lage ohne Umweltzone im Jahr 2007 konnte der Ausstoß von Feinstaub um 32,3 Prozent gemindert werden. Nahezu um den gleichen Prozentwert hat der krebserzeugende Schadstoff Dieselruß abgenommen, den die Fahrzeuge rauspusten. Und auch die Stickstoffoxide sind im Langzeitvergleich zu 2007 weniger geworden, zumindest etwas (minus 2,5 Prozent).

Allerdings dokumentieren die Zahlen auch: Den weitaus größten Effekt hatte die erste Stufe der Umweltzone. So brachte die erste Verschärfung im Jahr 2010 in puncto Feinstaub nur mehr eine Verbesserung um 1,7 Prozent. Trotzdem ist laut Expertenmeinung immer noch was drin. Das Gutachten von folgenden Werten aus: Der Feinstaub-Ausstoß würde sich um weitere 2,9 Prozent verringern, beim Dieselruß ist ein Minus von 3,7 und bei den Stickstoffoxiden von 1,4 Prozent zu erwarten. Deshalb empfiehlt das Gutachten die Einführung der dritten Stufe.

Wie geht’s jetzt weiter? Zunächst muss die Vollversammlung des Stadtrats die dritte Stufe der Umweltzone beschließen. Im Vorfeld der gestrigen Ausschuss-Sitzung waren dazu bei den Stadträten noch einige Fragen offen. So fehlten in der Beschlussvorlage Angaben zur Zahl der betroffenen Fahrzeuge. CSU-Fraktionschef Josef Schmid wollte wissen: „Wie stark ist das Gewerbe betroffen? Welche Härten bedeutet das?“ Diese Fragen müssten erst beantwortet werden.

Der nächste Schritt: Stimmt der Stadtrat zu, dann muss die Regierung von Oberbayern erst noch die Verhältnismäßigkeit der nächsten Stufe prüfen. Letztlich entscheidet dann das Umweltministerium – in Abstimmung mit anderen Ministerien. München hinkt allen anderen Großstädten in Sachen Umweltzone übrigens hinterher. Berlin, Hannover oder Leipzig – sie alle lassen schon bloß noch Autos mit grünem Pickerl rein. Andere haben die Verschärfung der Zone wenigstens schon festgezurrt.

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