Umsatzpacht: Und jetzt verkrätzt Reiter alle Wiesn-Wirte

Der Wirtschaftsreferent, der zuletzt Sepp Krätz abgemahnt hat, wird wohl nicht der beste Freund der Wiesn-Wirte. Dieter Reiter will eine Umsatzpacht fürs Oktoberfest: Wer viel kassiert, gibt mehr ab.
von  Abendzeitung
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MÜNCHEN - Der Wirtschaftsreferent, der zuletzt Sepp Krätz abgemahnt hat, wird wohl nicht der beste Freund der Wiesn-Wirte. Dieter Reiter will eine Umsatzpacht fürs Oktoberfest: Wer viel kassiert, gibt mehr ab.

Die Wiesn ist ein gigantischer Wirtschaftsfaktor: 300 bis 400 Millionen Euro werden nach Schätzungen der Stadt für Saufen, Süßes und Schaustellereien auf der Theresienwiese umgesetzt. In ganz München werden durch die zwei Wiesn-Wochen rund 850 Millionen Euro eingenommen. Und es gibt immer neue Millionenrekorde – an Besuchern und verkauften Maß.

Da kann man reich werden – nur nicht die Stadt. Die bekommt rund schlappe vier Millionen Euro an Standgebühren. So wird die Wiesn als „kostenrechnende Einrichtung“ geführt, bei der die Stadt keine Gewinne machen darf – wie Müllabfuhr oder Standesamt. Aber warum verlangt die Stadt nur Gebühren? „Das weiß heute kein Mensch mehr“, sagt Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD), der zuletzt den Wiesn-Wirt Sepp Krätz abgemahnt hat. Seine neuesten Pläne könnten auch die übrigen Festwirte verkrätzen, pardon: vergrätzen.

Reiter denkt über eine Umsatzpacht auf dem Oktoberfest nach, so wie sie demnächst auch auf den Christkindlmärkten in München gezahlt wird: Eine Grundgebühr für den Stand – und dann geht es nach dem Umsatz. Das ist seit Jahrzehnten Praxis.

Dieter Reiter sagt zur AZ: „Ich lasse gerade prüfen, ob wir auch für das Oktoberfest eine Umsatzpacht einführen können.“ Daran hat sich bisher im Rathaus noch keiner rangetraut.

Wie viel die Wirte zahlen sollen? „Das kann zwischen ein und zwei Prozent liegen. Aber ich bin da nicht festgelegt.“ Reiter will eine Entscheidung mit „abgestuften Standpreisen“. Entscheiden muss das der Stadtrat.

„Das ist doch ein faires Angebot an die Wirte“, findet Reiter. Wer wenig verdient, zahle auch wenig. „Aber die Stadt gibt den Betreibern auf der Wiesn die Möglichkeit, reich zu werden.“ Dann sei es gerecht, wenn die Allgemeinheit dann nicht auf den sonstigen Kosten sitzen bleibe.

Ein Bonbon für die Münchner plant Reiter schon: Auf vielfachen Wunsch will er die zwei Zelte der historischen Wiesn behalten. Wie das gehen kann, soll bis Dezember geklärt werden. wbo

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