Umplanung: Zweite Stammstrecke braucht eine dritte Röhre

Erneute Änderung beim Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München. In den neuen Tunnel muss eine dritte Röhre eingebaut werden – das gab die Deutsche Bahn am Freitag bekannt.
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2028 soll die Zweite Stammstrecke fertig sein. (Archivbild)
Nicolas Armer/dpa 2028 soll die Zweite Stammstrecke fertig sein. (Archivbild)

München - Der Bau der Zweiten Stammstrecke für die Münchner S-Bahn wird umgeplant. Die Deutsche Bahn bestätigt, dass eine dritte Röhre als Rettungsweg gebaut werden muss. Politiker befürchten, dass die S-Bahn-Trasse weit nach 2028 fertig wird.

Die schlechte Nachricht kam eigentlich bereits vergangene Woche: Da hatten Politik und Bahn angekündigt, dass sich die Fertigstellung der Zweiten S-Bahn-Stammstrecke um zwei Jahre, auf 2028, verzögern werde.

Der Grund, der von Bahnchef Richard Lutz bei einer Pressekonferenz in prominenter Runde mit OB Dieter Reiter (SPD), Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) genannt wurde: Die Streckenführung der Zweiten Stammstrecke soll am Ostbahnhof abgeändert werden, am Hauptbahnhof soll zudem ein Vorhaltebahnhof, also ein Bahnhof im Rohzustand, für die zukünftige U9 entstehen.

Bayerns Bahnchef Josel: "Auf den Zeitplan hat das keine Auswirkungen"

Von einer dritten Röhre als Flucht- und Rettungsweg war bei dem Termin noch nicht die Rede. Dass die gebaut werden soll, bestätigt jetzt eine Sprecherin der Deutschen Bahn der AZ. Sie spricht von einer "Optimierung auf ein modernes Sicherheitskonzept".

Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel kündigt einen weiteren Vorteil an: Durch die Röhre würde der Bau mehrerer Rettungsschächte, etwa in Haidhausen, entfallen. "Auf den Zeitplan hat das keinerlei Auswirkung – auch nicht auf den geplanten Kostenrahmen", sagt Josel zudem.

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Runge stellt das in Frage. Im Gespräch mit der AZ spricht er am Freitag von einer "chaotischen, geradezu dilettantischen Planerei" der Bahn. Runge: "Die Verantwortlichen vertuschen und leugnen Tatsachen."

Kritik: Pläne der dritten Röhre wurden nicht kommuniziert

Es müsste schließlich aufgrund der dritten Röhre komplett neu geplant werden, deshalb vermutet der Grünen-Politiker einen nicht unerheblichen Zeitverzug. Bei der Deutschen Bahn Usus, poltert Runge weiter.

Er erzählt von einer Pressekonferenz im Juli 2018, bei der eine Verzögerung verschwiegen worden sei – obwohl aus Unterlagen längst hervorgegangen sei, dass der damals angesetzte Termin 2026 nicht eingehalten werden könne.

Zur Planung einer dritten Röhre hätte es im Herbst 2018 von der Bahn laut Runge "mehr als dezente Hinweise" gegeben, der Öffentlichkeit sei das allerdings nicht kommuniziert worden.

Grüne OB-Kandidatin Habenschaden spricht von Planungsversagen

Auch bei seinen Parteikollegen im Rathaus ist die Aufregung groß. Die grüne OB-Kandidatin Katrin Habenschaden spricht von einem "Planungsversagen, das schlimmste Befürchtungen für die Zukunft des Projektes weckt". Man stelle sich unwillkürlich die Frage, welche Hiobsbotschaften die S-Bahn-Planer noch verheimlichen, so Habenschaden.

Bei der Deutschen Bahn kündigt man derweil einen Pressetermin für nächste Woche an. Dann solle es nähere Infos zu der sogenannten "Optimierung" der Zweiten Stammstrecke geben.

Die Zweite Stammstrecke soll das bestehende Nadelöhr des Münchner S-Bahn-Netzes entlasten und Ausfälle auch bei Störungen verhindern. Sie soll überwiegend in einem neuen Tunnel verlaufen. Bisher sind für den Bau rund 3,2 Milliarden Euro angesetzt.

Lesen Sie auch: Zweite Stammstrecke - SPD fordert 10-Minuten-Takt für alle Linien

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