Wegen Nazi-Kinderbuch: Gymnasium bei München verbannt berühmten Autoren und Namensgeber Otfried Preußler

München – Er ist einer von Deutschlands erfolgreichsten Kinderbuchautoren, doch das Gymnasium in Pullach will den Namen des 2013 verstorbenen Otfried Preußler nicht mehr tragen. Der Zweckverband der Schule ist am Mittwoch dem Wunsch von Schülern, Lehrern und Eltern gefolgt und hat für eine Namensänderung gestimmt. Damit legen die Verantwortlichen die finale Entscheidung für jetzt in die Hände von Bayerns Kultusministerium.
Hochgekocht ist die Diskussion Anfang des Jahres, als sich Schüler und Lehrer mit dem Leben und den Werken von Preußler beschäftigt hatten. Damals sind sie auf ein Frühwerk des 1923 geborenen Schriftstellers aufmerksam geworden. Darin haben sie Sympathien für das Dritte Reich entdeckt.
CSU-Landrat wollte Wunsch des Gymnasiums in Pullach entsprechen: "Wäre falsch, dem im Weg zu stehen"
"Wenn eine Schule sich als Ganzes dazu entschließt, so einen Wunsch zu äußern, dann wäre es sicher falsch, dem im Weg zu stehen", sagt Christoph Göbel (CSU) zur AZ. Der Landrat aus dem Landkreis München ist einer der Entscheidungsträger aus dem Zweckverband – zusammen mit Gremienmitgliedern von der Stadt München und der Gemeinde Pullach. "Ich schätze Oftried Preußler als außergewöhnlichen Kinderbuchautoren sehr. Kein einziges seiner Werke – bis auf dieses Frühwerk – würde ich als bedenklich einstufen", meint der Politiker.
Ihm zufolge müsse man differenziert betrachten, was Personen wann und in welcher Lebensphase geschrieben haben. Er hoffe deshalb, dass sich die Schulfamilie trotz des Umbenennungswunsches weiter mit Preußler beschäftigt.
"Das haben weder Otfried Preußler noch Pullach verdient": Gemeinderätin war gegen Änderung
Das erwartet auch Gemeinderätin Christiane Eisenmann (CSU). Sie trägt die Entscheidung des Zweckverbands mit, spricht sich aber gegen die Umbenennung aus. "Wir müssen raus aus der Diskussion, weil die Gemeinde dabei Schaden nimmt. Das hat weder Preußler noch Pullach verdient", sagt sie zur AZ.
Dabei betont sie ebenso, dass die NS-Zeit, in der Preußler das umstrittene Werk geschrieben hatte, berücksichtigt werden müsste. "Man muss schon schauen, welche Möglichkeiten man damals hatte und was einem gedroht hätte, wenn man sich anders verhalten hätte." Ein Urteil über die Namensänderung muss jetzt Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) fällen. Sie will den Vorgang mit "nötiger Sensibilität" prüfen.