"Volkslehrer" leugnete in Dachau vor Schülern den Holocaust

Ihm droht nun eine hohe Geldstrafe wegen Volksverhetzung. Der rechtsradikale Blogger geht in Berufung.
von  John Schneider
Tatort der Volksverhetzung: das Eingangstor zum ehemaligen Konzentrationslager in Dachau.
Tatort der Volksverhetzung: das Eingangstor zum ehemaligen Konzentrationslager in Dachau. © Andreas Gebert/dpa

Dachau- Weil er vor einer Schülergruppe auf dem Gelände der Dachauer KZ-Gedenkstätte den Holocaust leugnete, wurde der Videoblogger Nikolai N. (40) vor einem Jahr vom Amtsgericht Dachau wegen Volksverhetzung und Hausfriedensbruch zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Sein Kameramann wurde wegen Beihilfe ebenfalls zu einer Geldstrafe verurteilt.

Der selbsternannte "Volkslehrer" und sein Helfer gingen wie die Staatsanwaltschaft in Berufung. Die Angeklagten schwiegen gestern zu den Vorwürfen. Nikolai N. bezeichnete sich bei dem Vorfall im Februar 2019 selber als rechtsradikal. Das berichtet die Referentin der Gedenkstätte, die mit Schülern einer 9. Klasse auf dem Gelände des ehemaligen KZ unterwegs war.

Rechtsradikaler Video-Blogger leugnet Holocaust

Sie habe ihn erkannt, berichtet die Referentin im Berufungsprozess, habe mit ihm diskutiert und dann verlangt, dass er das Drehen auf dem Gelände unterlasse. Anschließend alarmierte sie die Verwaltung. In ihrer Abwesenheit soll der 40-Jährige das Tor geschlossen haben. Den Schülern habe er zugerufen, dass sie jetzt eingesperrt seien - eine Verhöhnung der Opfer.

Beobachter des Amtsgerichtsprozesses berichteten vor einem Jahr, dass Nikolai N. den Schülern unter anderem erklärt habe, dass sie nicht alles glauben sollen, was man ihnen erzählt und dass "alles nicht so schlimm gewesen" sei. Der Amtsrichter wertete das in der Gesamtschau als Holocaust-Verleugnung, auch wenn Nikolai N. den Begriff "Holocaust" nicht explizit benutzte. Der Berufungsprozess wird am Freitag fortgesetzt.

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