Unterhaching: Grausamer Mord nach 27 Jahren geklärt

Unterhaching - Riesen-Erfolg für die Münchner Mordkommission. Den Ermittlern ist es gelungen, ein überaus brutales Verbrechen zu klären. Und das, obwohl es schon fast 30 Jahre zurückliegt.
18. Juni 1990: Eberhard K. († 48) liegt halbnackt mit einem Kabel um den Hals tot am Boden seiner Wohnung in Unterhaching. Die Leiche ist übersät mit Stichwunden. Nachbarn hatten den Versicherungskaufmann wochenlang nicht zu Gesicht bekommen und die Polizei gerufen. Die Wohnung ist komplett durchwühlt.
Die Ermittler finden heraus, dass Eberhard K. homosexuell ist. Sein Lebenspartner gerät in Verdacht. Doch er hat ein Alibi. Er war zur Tatzeit in Urlaub.
"Die Kollegen waren sich damals sicher, dass der Mörder aus dem Stricher-Milieu kommt", sagt Herbert Linder, Chef der Münchner Mordkommission. Doch alle Spuren verlaufen im Sande.
Methoden wie der Abgleich von DNA-Spuren sind damals gerade erst im Entstehen. "Heute ist die Technik viel weiter, viel effektiver", sagt Herbert Linder. Im Dezember 2016 wird deshalb nochmals gesichertes Spurenmaterial untersucht. Es gelingt, einen genetischen Fingerabdruck zu erstellen. Abgleiche mit internationalen Datenbanken bleiben zunächst erfolglos – dann ein Treffer in Bosnien-Herzegowina.
Der Mörder hat sich selbst gerichtet und im Garten erhängt
Doch der Mörder ist bereits einige Jahre tot. Benan D. († 44) hat sich im März 2014 selbst gerichtet. Er hatte sich im Garten seines Hauses in einem Vorort der Hauptstadt Sarajevo erhängt, um einem Strafprozess zu entgehen.
Nach dem Mord an Eberhard K. hatte sich der damals 21-Jährige in seine alte Heimat abgesetzt. Dort begann er eine Gangster-Karriere im Mafia-Milieu. Er schloss sich einer Bande in Sarajevo an, die für etliche Morde sowie Überfälle auf Banken, Postämter und Geldtransporte verantwortlich gemacht wird.
Benan D. hat im November 2010 einen Mordanschlag auf den Präsidenten des Vereins "Sarajevotaxi" verübt. Dafür soll er 18 Monate ins Gefängnis. Mehrmals versucht er, sich in der U-Haft das Leben zu nehmen. Er kommt aus gesundheitlichen Gründen frei.
Im März 2014 versucht er, sich in seinem Haus mit einer Gasexplosion in die Luft zu sprengen. Dabei werden seine Frau und seine Mutter verletzt.
Die Münchner Polizei hat rund 100 unaufgeklärte Fälle in den Archiven. Teilweise sind es Morde aus den 60er Jahren. "Sie alle nochmals aufzurollen, dafür fehlen schlicht die Zeit und das Personal", sagt Herbert Linder. Ein bis zwei weitere Ermittler seien notwendig, dann könnten mehr Altfälle geklärt werden.
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