Speichersee in Neufinsing: Das Paradies vor den Toren

Diesmal hab ich mich für meine Geschichte ganz schön weit aus München gelehnt, aber ich denke, solange man noch die Türme vom Heizwerk Nord und die Hochhäuser der Parkstadt Schwabing sehen kann, ist es ja fast noch Stadt. Oder?
Ich bin also nach Neufinsing gefahren. Neufinsing? Ein Ortsteil von Finsing im Kreis Erding – genau am östlichen Ende des 5,8 Quadratkilometer großen Ismaninger Speichersees, wie er offiziell heißt, obwohl er das Ismaninger Gemeindegebiet im Westen nur kurz streift.
Auch dem Speichersee in Neufinsing sieht man die Trockenheit an
In Neufinsing also zu Fuß vorbei am Kraftwerk den Hang hoch. Oben führt dann der Weg entlang des Speichersees. Man sieht ihm den trockenen Sommer schon ein bisschen an. Ein Algenteppich hat sich gebildet, und der Wasserstand ist relativ niedrig.
Gleich fallen mir Libellen auf, die hellblau schillern und immer paarweise, irgendwie an- oder ineinander verknotet, zusammenhängen und auch so fliegen. Ich bemühe mich um ein paar gute Aufnahmen: Einatmen, halb ausatmen, die Luft anhalten, die Kamera ganz ruhig halten – und los. Auf Dauer nicht einfach, bei über 30 Grad.

Ich gehe weiter den Weg am See entlang. Schmetterlinge gaukeln in der Luft, Bänke stehen am Wegesrand, aber wirklich nirgendwo Schatten.
Wenig Vögel am See unterwegs
Acht Kilometer, einmal um den vorderen Teil des Sees herum, habe ich vor mir. Was mich wundert, ist, dass es kaum Vögel auf dem See gibt. Ab und zu fliegt eine Möwe vorbei, ein Kormoran und das war's auch schon. Da hatte ich deutlich mehr erwartet.
Die Lösung finde ich dann auf der anderen Seite von dem Damm, der den See teilt. Ich sehe in der Ferne etwas auf dem See, von dem ich zunächst glaube, es handelt sich um ein großes Seerosenfeld, in dem sich offenbar irgendetwas bewegt. Aber als ich durch meine Kamera mit Teleobjektiv schaue, erkenne ich, dass es eine Ansammlung von Hunderten von Enten ist. Hauptsächlich Kolbenenten aber auch andere Arten drängen sich dicht an dicht zu einer richtigen Insel zusammen.

Was da los ist, erklärt eine Schautafel in der Nähe. Die Tiere sind mitten in der Mauser, das heißt, sie verlieren ihre Federn, und in der Zeit, bis die neuen nachgewachsen sind, sind sie nur bedingt flugfähig und schützen sich in der Gruppe auf dem See, von Fressfeinden kaum erreichbar.
Der Mais steht übermannshoch
Ich gehe über den Damm, ein Traktor mit großen Strohballen kommt mir entgegen, ein paar Angler versuchen ihr Glück. Der Rückweg, auf der anderen Seite, führt nicht mehr direkt am See entlang, sondern vorbei an Feldern. Der Mais steht übermannshoch, und die Maiskolben, mit den Haarbüscheln, schauen aus wie Voodoopuppen.

Links ein klarer Bach, eingewachsen in Büsche und Bäume. Der Weg zieht sich, aber es ist ein schöner Sommerspaziergang. Irgendwann schaue ich mir sicher noch den großen Rest an. Da nehm ich mir dann auch etwas zu trinken mit. Heute nicht mehr. Dafür ist es einfach zu heiß.
In diesem Sinne eine schöne Woche
Ihr
Sigi Müller