Schädling droht Ernte bei München zu zerstören - Rettung für Bio-Bauer: "So dankbar"

Weil ein Schädling die Kartoffeln eines Bio-Bauern aus Gräfelfing zu zerstören drohte, eilten ihm elf Nachbarn zu Hilfe.
Eva von Steinburg
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Ein Team: Bio-Bauer Christian Stark mit Margit Baran-Lander (li.neben ihm), der Organisatorin der Nachbarschafsaktion und Helfern.
Ein Team: Bio-Bauer Christian Stark mit Margit Baran-Lander (li.neben ihm), der Organisatorin der Nachbarschafsaktion und Helfern. © Privat

Würmtal - Kartoffelkäfer sind gefräßig und vermehren sich rasend schnell. Bio-Bauer Christian Stark pflanzt als letzter Bauer in Gräfelfing Kartoffeln an. Jetzt entdeckte er eine Menge Kartoffelkäfer auf seinen Pflanzen. Er sieht seine ganze Kartoffel-Ernte in Gefahr. Spontan setzt er einen Hilferuf ab. Denn: Weil er keine Pestizide verwendet, braucht er dringend einen Schwung Freiwillige, die die Tierchen von den Pflanzen klauben.

Bio-Bauer Christian Stark strahlt.
Bio-Bauer Christian Stark strahlt. © Privat

Spontane Hilfsaktion im Würmtal: Über eine WhatsApp-Gruppen kamen sie zum Feld

Das Ergebnis: Über eine Whats-App-Info melden sich sofort elf Nachbarn, die in der Gräfelfinger Glücksiedlung wohnen, ganz in der Nähe von seinem Feld. Ihre Aufgabe: Per Hand alle Kartoffelkäfer vom Kartoffellaub absammeln, die sich auf Christian Starks Acker breitgemacht hatten. "So reduziert man die Schädlinge traditionell ohne Gift. So haben es die Bauern schon in den 1940er und 1950er Jahren gemacht", erklärt ein Helfer aus dem Würmtal.

"Schaut alle her, das ist das Muttertier", sagt Bio-Bauer Christian Stark. Er zeigt auf einen schwarz-gelb gestreiften Käfer. Das Insekt ist einen Zentimeter groß. "Der frisst die grünen Blätter der Kartoffelpflanze. Aber seine Larven sind noch viel hungriger und vernichten das ganze Grün. Dann stirbt die Kartoffelpflanze ab und unter der Erde können keine Knollen mehr wachsen." Mit seinem Neffen gibt er bunte Plastik-Eimer an die elf Helfer aus. Doch ein Schraubglas als Behälter tut es auch.

Der Kartoffelkäfer legt seine Eier auf die Unterseite des Blatts.
Der Kartoffelkäfer legt seine Eier auf die Unterseite des Blatts. © Privat

 

Gut gelaunt verteilen sich die Nachbarn über die Kartoffelreihen auf dem Feld. Gebückt suchen sie jede Pflanze nach dem auffälligen Käfer ab. Das Tier ist nicht schwer zu entdecken. 

Eine junge Helferin mit Strohhut hat gerade ihren 15. Käfer gefunden. Mit Gartenhandschuhen klaubt sie das Tier von den Kartoffelblättern ab. Dann untersucht sie, ob der Käfer bereits seine Eier auf die Unterseite der Blätter abgelegt hat. "Wer so etwas findet, soll bitte das befallene Blatt abpflücken", ruft Christian Stark der Gruppe zu.

Nachbarin Margit Baran-Lander, Organisatorin der Nachbarschaftsaktion, lobt die Motivation und Spontanität der Helferinnen und Helfer: "Ich habe mich so gefreut, dass auf meinen Aufruf ganz selbstverständlich elf Leute hier dastehen. Dieses werteorientierte Miteinander finde ich einfach wichtig", sagt die Ex-Rektorin der Grundschule Martinsried, die in der nahen Glücksiedlung lebt.

Für Gemüsegärtner und Bauern der Horror: Der Kartoffelkäfer ist ein Schädling

 Für Bauern und Gemüsegärtner ist der Kartoffelkäfer ein gefürchteter Schädling. Das Insekt ist ein Eindringling, es stammt aus den USA und breitete sich in den 1930 Jahren in Deutschland aus, was zu Missernten führte. 1950 drohte in der DDR eine massive Kartoffelkäferplage beinahe die ganze Kartoffelernte zu vernichten. Damals wurden "Brigaden" mit Schulkindern immer wieder auf die Felder geschickt, um die Käfer abzusammeln.

"Ich bin euch so dankbar", sagt Christian Stark. Im bäuerlichen Teil von Gräfelfing, mehr an der Grenze zu Martinsried, lässt er außerdem seine Herde Galloway-Rinder grasen und einige Ziegen. Seinen Hof mit Hofladen hat der Bio-Bauer jedoch in München-Aubing. "Wenn es so weit ist, könnt ihr euch alle hier am Feld für eure Familien Kartoffeln abholen", sagt der Naturland-zertifizierte Landwirt glücklich.

Abgesammelt: die gestreiften Kartoffelkäfer.
Abgesammelt: die gestreiften Kartoffelkäfer. © Privat

Die spontane Nachbarschaftsaktion hat ihm das letzte Wochenende gerettet. "Und auch meine Ernte", hofft er jetzt. Der "Ziegenbauer" hat die Idee, dass eine Klasse der Grundschule Martinsried auf dem Feld mithelfen könnte, die gefräßigen Käfer zu sammeln. Ex-Rektorin Margit Baran-Lander meint: "Das ist gut. Eine echt sinnvolle Aktion zum Verstehen der Natur vor unserer Haustür. Das wäre ein wirklich erfüllendes Umweltprojekt für Schulkinder", findet sie.

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  • am 17.06.2024 06:36 Uhr / Bewertung:

    Klasse Aktion. So praktiziert man Naturschutz. Nebenbei lernt man etwas und erntet Zufriedenheit für sich selbst. Hoffentlich liest auch die „letzte Generation“ darüber im Urlaub auf Bali.

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